
Egal, ob Coaches, Dienstleister:innen oder Online-Shop-Betreiber:innen: Wenn ich mit anderen Selbstständigen spreche, sagen fast alle, dass das Business derzeit nicht so richtig rund läuft. Potenzielle Kund:innen sind zurückhaltender als in den vergangenen Jahren und brauchen länger für Entscheidungen, Rechnungen werden teilweise nicht bezahlt, Angebote, die jahrelang super gelaufen sind, funktionieren plötzlich nicht mehr, der Umsatz schwächelt. Alles fühlt sich irgendwie zäh und unsicher an.
Erst war ich nicht sicher, ob ich mir das einbilde oder einfach in einer “Die Welt steht Kopf”-Bubble hänge. Aber nachdem ich mich kürzlich mit der Mitarbeiterin eines Inkassobüros unterhalten habe und die mir ebenfalls spiegelte, dass sie Probleme über alle Branchen hinweg sehen, weiß ich: Nee, es ist wirklich ein Ding. Mindestens deutschlandweit.
Warum das so ist? Ich kann es nicht sagen. Meine persönliche Vermutung: Es setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen. Ein bisschen die wilde Nachrichtenlage, die Unsicherheit stiftet, ein bisschen allgemeine Probleme in der Wirtschaft, ein bisschen KI-Entwicklungen, die einige Berufsfelder bedrohen.
Fakt ist: Die Lage ist für viele belastend. Deshalb habe ich in der SEO-Schatzkarte Zeit in einem Live-Call geschaffen, um über aktuelle Herausforderungen zu sprechen und Ideen zu brainstormen, wie wir als Selbstständige gut durch schwierige Zeiten kommen. Die Ergebnisse teile ich in diesem Beitrag.
Fangen wir mit einem ganz wichtigen Punkt an: Versuch, Ruhe zu bewahren. Sorgen oder gar Panik blockieren Kreativität und Innovation extrem. Wenn sich Deine Gedanken nur noch im Kreis drehen, wird es schwieriger, aus einem Loch wieder rauszukommen. Du bist das Herzstück Deines Businesses. Deshalb solltest Du Dich als Erste-Hilfe-Maßnahme erstmal gut um Dich selbst kümmern.
Sei freundlich zu Dir selbst
Vielleicht gibt es Dinge, die Du in den vergangenen Monaten besser hättest machen können und bei denen Du jetzt denkst: “Verdammt, hätte ich doch bloß …” Aber hey: Es ist völlig normal, dass nicht immer alles optimal läuft. Dafür sind wir Menschen. Erkenne an, dass Du Dein Bestes gibst!
Sorge für regelmäßigen Ausgleich
Dauerhafter Stress ist schädlich für Körper und Psyche – ich glaube, das müssen wir nicht mehr lange erklären. Wenn Du ununterbrochen durchackerst, geht irgendwann gar nichts mehr. Deshalb: Mach regelmäßig Pausen, gönne Dir genug Schlaf, Bewegung, frische Luft und gutes Essen. Das ist kein Luxus – sondern die Basis, auf der Du überhaupt handlungsfähig bleibst. Und gerade, wenn Du denkst, dass Du Dir keine Pause erlauben kannst, ist sie besonders wichtig.
Besinne Dich auf Deine Stärken
Was kannst Du besonders gut? Was macht Dir Freude?
Erlaube Dir, diese Dinge in den Vordergrund zu stellen. So steigst Du bewusst aus dem “Ich muss doch dies und ich muss doch das”-Karussell aus und ebnest den Weg für eigene Ansätze.
Fokussiere Dich auf das Gute
Auch in einer Krise darf es schöne Momente geben. Halte die Augen offen nach Dingen, die gut laufen, mögen sie auch noch so klein sein. Feiere Erfolge, auch außerhalb vom Business (zum Beispiel dass Du einen Pulli fertiggestrickt, mit Deiner Volleyballmannschaft gewonnen oder Deiner Katze erfolgreich beigebracht hast, nicht mehr in Blumenkübel zu pinkeln). Und gönne Dir kleine Genussmomente.
Das Ziel ist nicht, toxisch positiv zu sein und Dinge sonnig anzustreichen, die objektiv betrachtet große grüne Sch***e sind. Aber Selbstfürsorge-Coach Katja Sommer hat in unserem Call einen schönen Satz gedroppt: “Story follows state”. Das heißt zum Beispiel: Wenn wir in ein mentales Loch fallen und überzeugt sind, dass alles schlecht ist, dann sehen wir auch nur noch Schlechtes. Und schwupps landen wir in einer unschönen Abwärtsspirale.
Deshalb: Lass den guten Momenten auch ihren Raum. 🙂 Vielleicht mit einem Dankbarkeitstagebuch?
2. Einnahmen & Ausgaben optimieren
Wenn Du selbst stabil auf den Füßen stehst, kannst Du den Blick darauf richten, wie Du Dein Business finanziell stabilisieren kannst.
Gibt es Ausgaben, die Du streichen oder pausieren kannst? Tools zum Beispiel, die Du selten bis gar nicht mehr nutzt?
Gibt es Möglichkeiten, schnell Umsatz zu machen? Zum Beispiel, indem Du Dich bei früheren zufriedenen Kund:innen meldest und ihnen anbietest, erneut zusammenzuarbeiten? Indem Du in Deinem Bekanntenkreis nach Empfehlungen fragst? Oder indem Du eine Quick-and-dirty-Verkaufsaktion für ein kleines Produkt startest, dass Du schon fertig in der Schublade liegen hast?
Ist es vielleicht Zeit für ein neues Angebot – oder Anpassungen an einem Bestehenden?
Falls Du an der Stelle unsicher bist, empfehle ich, eine Umfrage zu starten oder 1:1 das Gespräch zu suchen. Niemand kann Dir so genau sagen, was Deine Kund:innen gerade beschäftigt, was sie sich wünschen und in welchem Format, wie Deine Kund:innen selbst!
3. Ein ganzheitliches Marketing-System entwickeln
Vielen Selbstständigen fehlt eine klare Marketing-Strategie. Wir müssen uns zeigen, das ist klar, denn sonst haben Kund:innen gar nicht die Gelegenheit, unsere Angebote zu entdecken. Aber in der Praxis wird dann oft irgendwas gepostet, einfach um mal wieder etwas gepostet zu haben. Es gibt keinen durchdachten Plan dahinter. Und wenn sich dann noch die To-do-Liste bis auf die Straße raus schlängelt, passiert schnell mal wochenlang gar nichts mehr.
Ich finde das komplett verständlich, denn hey, es ist halt wirklich viel zu tun in der Selbstständigkeit und Marketing ist nur ein Feld von vielen, mit denen Du Dich beschäftigen musst. Es ist naheliegend, den neuen Blogbeitrag oder das Reel auf nächste Woche zu verschieben, wenn zum Beispiel die Deadline für ein Kundenprojekt näherrückt.
Trotzdem ist das ein riesiges Problem. Denn gerade in schwierigen Zeiten kannst Du es Dir schlicht und ergreifend nicht leisten, mal ein bisschen hier zu posten und mal ein bisschen dort und dann ewig gar nicht mehr.
Jeder Post sollte einen Zweck haben und direkt oder indirekt zu Deinem Umsatz beitragen.
Das heißt nicht, dass Du überall gleichzeitig präsent sein und jeden Tag irgendwas veröffentlichen musst. Im Gegenteil! Es braucht einfach sehr bewusste Entscheidungen.
Wenn Du magst, ist das eine Sache, an der wir gemeinsam arbeiten können. In meinem Online-Kurs ContENTspannt entwickeln wir einen Marketing-Plan, der zu Dir, Deinen Stärken und Ressourcen passt, Kund:innen strategisch vom ersten Kontakt bis zum Kauf leitet und dabei auch realistisch umsetzbar ist. Im Herbst geht es los. Komm am besten jetzt schon auf die Warteliste – nur dort teilen wir im September den besten Deal!
4. Fördermöglichkeiten ausloten
Es gibt einige Förderprogramme, von denen Du vielleicht profitieren kannst. Da wäre zum Beispiel die KOMPASS-Förderung: Wenn Du Kurse oder Weiterbildungen anbietest, können Deine Kund:innen sich darüber bis zu 4.500 € des Preises zurückholen. Das senkt natürlich die finanzielle Hürde enorm und kann die eine oder andere Kaufentscheidung erleichtern.
Alternativ kannst Du selbst eine Kompass-Förderung beantragen, wenn Du eine Fortbildung für Dein Business geplant hast.
Es gibt noch jede Menge andere Förderprogramme in den Bundesländern, Bund und EU. Es braucht definitiv etwas Zeit, da zu recherchieren und sich einzulesen – aber für die mittel- und langfristige Perspektive kann es sich lohnen, Dich mit den Möglichkeiten zu beschäftigen.
5. Unterstützung im Netzwerk suchen
Auch, wenn es sich manchmal vielleicht so anfühlt: Du bist nicht allein. Andere erleben die gleichen Herausforderungen wie Du (oder haben sie früher schon mal erlebt) und oft hilft es schon, sich auszutauschen, alles einmal aussprechen zu können, gehört und ernstgenommen zu werden und einen unverstellten Blick von außen zu bekommen.
Ich selbst bin schon seit Jahren fast durchgängig Mitglied einer Mastermind, die sich alle zwei Wochen trifft und habe zusätzlich verschiedene Business Buddys, mit denen ich mich ab und zu auf einen (virtuellen) Tee verabrede. Ich kann das nur empfehlen!
Wir alle können aber auch noch mehr tun, als reden: Nämlich uns gegenseitig aktiv unterstützen. Zum Beispiel, indem wir bevorzugt bei kleinen Unternehmen kaufen, einander nach einer erfolgreichen Zusammenarbeit eine gute Bewertung schreiben oder einander in unserem Umfeld weiterempfehlen.
Allein sind wir als Soloselbstständige vielleicht ein Körnchen im Getriebe. Aber alle zusammen sind wir viele. Wir haben Macht!
6. Übergangslösungen in Betracht ziehen
Und wenn alle Stricke reißen und Du mit dem Rücken zur Wand stehst?
Dann kann es in letzter Instanz auch eine Option sein, Dir einen Nebenjob zu suchen. Ich weiß, das wollen wir alle nicht und es fühlt sich womöglich auch erstmal wie ein Rückschritt an – aber es wäre schlicht eine strategische Entscheidung. Wenn Miete, Strom und Lebensmittel abgesichert sind, kannst Du wieder viel entspannter am Business arbeiten, frei in alle Richtungen denken und hast bessere Ideen, die sonst von Sorgen blockiert wären.
Eine Bekannte von mir hat kürzlich diesen Schritt gewählt. Sie hat sich lange fertig gemacht, wollte das absolut nicht, hat sich dann aber doch einen Nebenjob gesucht. Rückblickend ist sie froh drum, weil sie erstmal wieder durchatmen und zu Kräften kommen kann. Und, Überraschung: Kaum war sie entspannter, kamen auch wieder mehr Anfragen rein. Menschen scheinen sowas zu spüren. 🙂
Fazit: Halte durch!
Eine Überzeugung ist in unserem Call immer wieder benannt worden, nämlich dass keine Krise ewig hält und irgendwann auch alles wieder besser wird. Bis dahin lautet die Parole: Durchhalten!
Manche Dinge kannst Du nicht ändern (die Wirtschaftslage, die Nachrichten …) und Du wirst Dich da wohl oder übel in Akzeptanz üben müssen. Aber wie Du auf die Situation reagierst, das liegt immer noch bei Dir.
Schau, wie Du Druck für Dich verringern kannst (Kosten reduzieren? Ein neues oder angepasstes Angebot testen? Übergangsweise einen Nebenjob suchen?), nutze die Zeit, um Dich um Dein Marketing zu kümmern, geh in den Austausch mit Deinem Netzwerk und vor allem: Kümmere Dich besonders gut um Dich selbst. Nur, wenn es Dir gut geht, kann es auch Deinem Business gut gehen.
Fällt Dir noch etwas ein, was meine Kund:innen und ich übersehen haben? Dann freue ich mich sehr, wenn Du Deine Idee in den Kommentaren ergänzt! 😊

Jane von Klee
ist SEO-Fachfrau, Werbetexterin und Content-Strategin. Sie unterstützt Selbstständige dabei, online sichtbar zu werden, mit ihren Botschaften und Angeboten mutig Raum einzunehmen und zu verkaufen, ohne dabei schmierig oder marktschreierisch zu sein. Janes Strategien sind speziell auf Selbstständige zugeschnitten: effizient und zeitsparend, mit Fokus auf Empathie und Menschlichkeit.
Liebe Jane, vielen Dank für diesen Beitrag. Es ist gut zu wissen, dass frau nicht alleine ist und es bei anderen gerade auch nicht richtig rund läuft. Ich verkaufe handgefertigte Geschenkartikel auf der B2B-Plattform „Orderchamp“ und war schon richtig verzweifelt, weil nur wenige Bestellungen hereingekamen. Um zu erkennen, ob sich mein Geschäft tatsächlich negativ entwickelte oder ob es nur mein Gefühl war, hab ich mich einmal richtig mit meinen monatlichen Umsätzen beschäftigt – Zeit dafür hatte ich ja. Dabei stellt ich fest, dass meine aufkommende Panik überhaupt nicht gerechtfertigt war, weil sich meine Verkäufe in 2025 sogar positiv entwickelt hatten und die „Sommer-Durststrecke“ einfach zu meinem Warenangebot dazugehört. Ich habe mir dann noch die Umsätze pro Artikel angeschaut und konnte auch daraus viel über mein Geschäft lernen und entsprechende Entscheidungen treffen.
Mein Fazit für mich: Es ist wichtig, die „freie“ Zeit gut zu nutzen und nicht in Schockstarre zu verfallen, aber auch wilden Aktionismus zu vermeiden. Fakten prüfen und wohlüberlegt Entscheidungen treffen. Auch wenn sich die Zahlen nicht gleich ändern, es fühlt sich einfach deutlich besser an.
Danke für Deine Gedanken, Martina! Du hast recht: Die eigenen Zahlen zu prüfen, ist supersinnvoll. Manchmal täuscht das eigene Gefühl (saisonale Löcher gibt es zum Beispiel in echt vielen Businesses und die legen sich dann in der Regel auch von alleine wieder) – und so oder so kann man durch eine gründliche Analyse viel bessere, durchdachte Entscheidungen treffen.
Danke für diesen aufbauenden Artikel! Ich habe gleich mal nach dem Kompass-Förderprogramm geschaut: Es gilt leider nur für Lehrgänge, die zu mind. 50% live oder in Präsenz stattfinden. Onlinekurse mit mehr als 50% Selbstlern-Anteil fallen leider nicht darunter.🙁
Liebe Jane, danke für deinen ehrlichen und mutmachenden Artikel mit so vielen konkreten Lösungsideen. Mein Jahr läuft zum Glück ganz vernünftig. Ergänzen möchte ich noch: Ich bleibe sehr eng mit meinen Teilnehmern in Kontakt, auch nach den Kursen. Zum Beispiel schließe ich die WhatsApp-Austauschgruppen nicht, sondern bleibe in Kontakt – so entstehen zum Beispiel passende Folgeangebote und eine echte Community. #wirbleibenverbunden
Alles Liebe
Jasmin aus Portugal 🐢