Zuletzt aktualisiert am 12. März 2025.

Seit September 2024 bin ich Mitglied der Linken und deshalb in den vergangenen Wochen in den aktiven Wahlkampf geschlittert. Und ich muss sagen: Ich war beeindruckt. Nicht nur wegen des starken Gruppengefühls, sondern wegen der ergriffenen Maßnahmen, dem eisernen Willen – und letzten Endes eben auch den Ergebnissen. Immerhin stand die Linke am Anfang des Wahlkampfes bei ca. 3 % in den Umfragen und hat am Ende 8,8 % geholt.
Ich weiß, das kommt jetzt wie ein schlechter LinkedIn-Beitrag daher („Mein Hamster ist gestorben – das kannst Du daraus für Dein Business lernen!”), aber ich habe zwischendurch wirklich immer wieder gedacht: „Das ist wie beim Launchen” oder: „Das sollte man in der Selbstständigkeit auch viel öfter machen”. Und deshalb schauen wir uns das jetzt einmal an: 4 Dinge, die Du Dir von den Linken abschauen kannst.
Wie gesagt: Zu Beginn des Wahlkampfes sah es nicht gut aus für die Linke. Viele Leute hatten sie abgeschrieben, weil es vorher so lange Streit innerhalb der Partei gab und einige führende Köpfe zum BSW gewechselt sind. Wäre die Linke aus dem Bundestag geflogen, hätte sie auch enorm viel Geld verloren und es wären Strukturen kaputt gegangen, die sich nicht einfach so wieder aufbauen ließen. Die Stimmung war also gedrückt.
Hat die Linke deshalb gesagt: „Mist. Wir hoffen das Beste, aber wahrscheinlich war’s das jetzt halt”?
Nein! Sie hat alles mobilisiert, was sie konnte. Da wurden tagelang Mitglieder durchtelefoniert, um Helfer:innen für den Wahlkampf zu finden, dreimal Flyer verteilt (statt wie bei anderen Parteien 1–2 Mal), Infostände in beeindruckender Zahl aufgestellt, Social-Media-Kampagnen erdacht, Hunderttausende Gespräche an den Haustüren geführt und gekämpft bis zur letzten Minute.
Und das gilt im Business genauso.
Ich kann Dir aus leidiger Erfahrung sagen, dass ein Launch zum Beispiel nicht immer läuft wie erhofft. Zu Deinem Webinar melden sich vielleicht weniger Menschen an als Du gedacht hast oder in den ersten drei Launch-Tagen bucht niemand Deinen Kurs. Passiert! Aber wenn Du trotzdem dranbleibst und Dein Bestes tust, lässt sich oft doch noch das Ruder rumreißen.
2. Such Dir Hilfe.
Ines Schwerdtner, Jan van Aken und Heidi Reichinnek allein hätten einen Wahlkampf in der Größenordnung niemals auf die Beine stellen können. Das ging nur mit den Mitgliedern an der Basis.
Diese Hilfe hat die Linke aktiv nachgefragt, mit Briefen, E-Mails und persönlichen Anrufen. Außerdem hat sie dazu eingeladen, auch Freund:innen zu den Wahlkampfaktionen mitzubringen und eine Webseite eingerichtet, über die sich externe Helfer:innen melden konnten. Parteimitglieder aus ganz Deutschland wurden gebeten, für zwei Aktionswochenenden in die besonders erfolgversprechenden Wahlkreise in Leipzig und Berlin zu kommen – und sind dem Aufruf zu hunderten gefolgt.
Im Business kochen wir viel zu oft unser eigenes Süppchen und trauen uns nicht, nach Hilfe zu fragen.
Ich erinnere mich zum Beispiel gut an einen Launch 2021. Da hat Facebook mir ohne ersichtlichen Grund das Werbekonto gesperrt und die Reichweite für mein Webinar ist extrem eingebrochen. Ich hatte noch nicht mal ein Drittel der gewünschten Anmeldezahlen erreicht und hätte heulen können.
Meine damalige Coachin riet mir, mein Netzwerk zu akquirieren und alles in mir hat sich dagegen gewehrt. Ich wollte niemandem zur Last fallen und mich auch nicht verletzlich zeigen.
Erst als der Druck zu groß wurde, habe ich angefangen, meinen Business-Kontakten zu schreiben: „Hei, Facebook hat mein Werbekonto gesperrt, aber ich bin mitten im Launch. Ich habe Angst, dass ich jetzt meinen Kurs nicht verkaufen kann und mir Umsatz fehlt. Kannst Du mein Webinar vielleicht mit Deiner Community teilen?”
Die Resonanz hat mich komplett umgehauen. Fast alle riefen: „Na klar!” und zum Schluss hatte ich 419 Anmeldungen für das Webinar – mehr als in allen Launches davor.
Deshalb: Wenn Du nicht weiter weißt, überfordert bist oder es einfach nicht rund läuft, frag offen nach Hilfe. Schließ Dich mit anderen Selbstständigen zusammen (haben sie Ideen oder können mit Kontakten oder Erfahrungen helfen?) und bitte vielleicht auch Dein Umfeld um Unterstützung. Kann Dein Mann sich ums Abendessen kümmern, damit Du mehr Zeit hast? Kann das Kind mittwochs nach der Schule noch eine Stunde mit zur Freundin? Oft reichen schon kleine Gesten, um bei Dir Druck vom Kessel zu nehmen.
3. Hab einen Plan B.
Manchmal gehen Pläne nicht auf, auch wenn Du Dir alle Mühe gibst. Und dann?
Für den Fall der Fälle ist es sinnvoll, einen Plan B in der Tasche zu haben.
Bei der Linken war das die Grundmandatsklausel: Sie besagt, dass eine Partei auch dann in den Bundestag einzieht, wenn sie unter 5 % der Stimmen erhält – insofern sie stattdessen mindestens drei Direktmandate erringt (also in drei Wahlkreisen die meisten Erststimmen bekommt).
Das Ziel war natürlich von Anfang an, dass die Linke mindestens 5 % der Stimmen bekommt. Es war aber nicht sicher, ob das gelingen würde. Deshalb hat die Partei die „Mission Silberlocke” gestartet und drei alte, aber sehr bekannte Gesichter als Direktkandidaten aufgestellt: Gregor Gysi, Bodo Ramelow und Dietmar Bartsch. Am Anfang hat sie dafür durchaus auch ein bisschen Hohn geerntet („Höhö, jetzt muss sich die Linke auf alte weiße Männer verlassen”), aber hey: Zwei der drei haben die Direktmandate tatsächlich gewonnen.
Außerdem hat die Linke Wahlkreise herausgefischt, die sie bei früheren Wahlen bereits gewinnen konnte (zum Beispiel Leipzig Süd) und dort ihre Kommunikation anders ausgerichtet.
Am Ende hat sie so nicht nur drei, sondern sogar 6 Direktmandate gewonnen.
Den Plan B hat sie dann nicht mehr gebraucht, weil sie die 5-%-Hürde deutlich knacken konnte – aber better safe than sorry.
Auch in meinem Business merke ich, wie wohltuend und entspannend es ist, von Anfang an einen Plan B zurechtzulegen. Falls etwas nämlich nicht so läuft, wie ich mir das wünsche, werde ich recht schnell nervös.
Dann kochen Existenzängste hoch und wenn ich Angst habe, bin ich weniger einfallsreich und flexibel.
Das heißt, im Zweifelsfall wird es schwieriger, gegenzusteuern, weil ich mich blockiert fühle.
Wenn ich eine Angebotsaktion plane, versuche ich also direkt zu überlegen: Was könnte schiefgehen? (Niemand will das Angebot, der Nutzen wird nicht verstanden, mein Bonus zieht nicht …) Und was kann ich dann tun? (Das Angebot anpassen, ein erklärendes Video aufnehmen, das Gespräch suchen …)
Wenn es Plan B nicht braucht, ist das super. Aber falls doch, kannst Du viel schneller und souveräner reagieren.
4. Trau Dich, Dinge anders zu machen.
Die Linke hat ehrlich reflektiert und eingesehen:
„Das, was wir bisher gemacht haben, funktioniert nicht.”
Und dann hat sie aktiv Dinge verändert.
Die Partei hat zum Beispiel einen neuen Vorstand. Plakate und Flyer haben ein neues Design bekommen. Thematisch hat sich die Linke auf ihre Kernthemen zurückbesonnen und wieder mehr über soziale Gerechtigkeit, Mietendeckel, steigende Lebensmittelpreise und eine Vermögenssteuer gesprochen. Und sie hat eine riesige bundesweite Haustüraktion gestartet, bei der Mitglieder monatelang regelmäßig mit dem Klemmbrett bei ganz normalen Menschen geklingelt und sie nach ihren Sorgen befragt haben. „Alle reden, wir hören zu” lautete das Motto.
Die Aktion war ein Riesenerfolg, weil die Linke so Präsenz gezeigt und demonstriert hat, dass sie sich für die echten, alltäglichen Probleme der Menschen interessiert. Auch nach der Wahl soll sie fortgesetzt werden.
Mein Punkt hier ist: Wir können nicht alles so machen wie immer, aber gleichzeitig andere Ergebnisse erwarten.
Du willst mehr Besucher:innen auf Deiner Website? Dann nimm Dir die Zeit, regelmäßig zu bloggen oder fange mit Pinterest an.
Du willst mehr Anmeldungen für Dein Webinar? Dann lerne, wie Ads funktionieren oder arbeite mit Affiliate-Partnern.
Du möchtest mehr 1:1-Buchungen? Dann verbessere die Texte auf Deiner Website oder geh in Deinem Content auf mögliche Bedenken ein.
Trau Dich, neue Wege auszuprobieren!
Fazit: Auch Kleine haben Wumms
Die Linke hat in diesem Bundestagswahlkampf gezeigt, wie man aus einer miesen Situation das Beste machen kann. Vielerorts war sie schon totgesagt worden, aber hat sich trotzdem ein beachtliches Ergebnis erkämpft.
Das können wir Selbstständige genauso tun. Gib nicht auf und glaub daran, dass sich was bewegen lässt, auch mit wenig Zeit und Ressourcen. Das ist der erste Schritt – und Dein Einfluss ist größer als Du vielleicht zuerst denkst.

Jane von Klee
ist SEO-Fachfrau, Werbetexterin und Content-Strategin. Sie unterstützt Selbstständige dabei, online sichtbar zu werden, mit ihren Botschaften und Angeboten mutig Raum einzunehmen und zu verkaufen, ohne dabei schmierig oder marktschreierisch zu sein. Janes Strategien sind speziell auf Selbstständige zugeschnitten: effizient und zeitsparend, mit Fokus auf Empathie und Menschlichkeit.
Danke, Jane, ein wichtiger und motivierende Blogartikel👍
Sollte sich jede kleine und große Selbstständige ans Pinnbrett hängen 👍
Gruß Gabi
Danke für diesen super Beitrag ❤️Das macht einfach so viel Mut! Und die Linke hat das einfach gerockt 💯💯💯
Danke für diesen Artikel 🙏💛. Er kommt gerade zur richtigen Zeit! Den druck ich mir aus und hänge ihn mir ins Büro vor die Nase!
Hey Jane, ich bin schon länger Abonnentin deines Newsletters und bin dadurch auf diesen Beitrag gestoßen. Was für ein erfrischender, inspirierender Text!😻 Deine kreative Perspektive auf dieses so relevante Thema hat mich komplett abgeholt, gerade weil es mich in den Monaten der Wahl sehr beschäftigt hat. Danke, dass du deine Gedanken teilst – Haltung ist wichtig und sooo motivierend! 💕
Danke, liebe Jane, dieser Artikel ist sehr wertvoll für mich💝
Und es ist wirklich so: Auch die Kleinen haben Wumms!
Hej, wirklich motivierend! Ich schlaf da jetzt einmal drüber und dann überlege ich neu!