Zuletzt aktualisiert am 2. Dezember 2022.

Jane von Klee zur Frage: Warum war es ein Fehler, das Bürgergeld scheitern zu lassen und was können wir jetzt tun?

Ich bin so unfassbar wütend und traurig und aufgewühlt. In mir ist ganz viel, was ich zu sagen habe und nicht formulieren kann. Und während ich überlege, wie ich diesen Text beginnen soll, stehen mir die Tränen in den Augen.

Es geht ums Bürgergeld. Vordergründig. Hinter dem Vorhang geht es um Chancenungerechtigkeit, Perspektivlosigkeit und soziale Ausgrenzung.

Vielleicht hast Du in den vergangenen Wochen die Diskussion um das geplante Bürgergeld verfolgt. Ich habe das aktiv und ausführlich getan und bin entsetzt über die Rhetorik, die da an den Tag gelegt wird.

Am Montag nun hat der Bundesrat das geplante Bürgergeld abgelehnt. Den Anstoß hat vor allem die Union um CDU und CSU gegeben, die seit Wochen gegen das Bürgergeld hetzt.

Ich bin selbst nicht restlos überzeugt vom Bürgergeld (es geht mir nicht weit genug). Aber es hätte zumindest kleine Verbesserungen bedeutet.

Jetzt sind selbst die erstmal dahin und ich habe das Bedürfnis, ein paar grundlegende Dinge klarzustellen – und selbst etwas zu bewirken. Aber starten wir mal am Anfang.

Wenn Du mir schon eine Weile folgst, weißt Du: Mein großer Antrieb ist Chancengerechtigkeit. Nicht nur im Business-Kontext, sondern auch auf gesellschaftlicher Ebene. Insbesondere für Kinder und Jugendliche, deren Lebensweichen derzeit schon allein dadurch gestellt werden, in welche Familie sie zufällig (!) hineingeboren werden.

Warum?

Weil ich selbst mit Hartz-IV aufgewachsen bin, das System von innen kennengelernt habe und weiß, was es mit Kindern macht.

Ich möchte nicht behaupten, das Maß aller Dinge zu sein. Meine Gefühle und Erfahrungen sind ganz klar subjektiv. Andere Menschen erleben andere Dinge.
Trotzdem ist meine eigene Geschichte natürlich die, von der ich am meisten erzählen kann. Und ich berichte gern von ein paar Episoden in meiner Jugend, damit Du weißt, wo meine persönliche Betroffenheit herkommt.

Als Schmarotzerin abgestempelt

Ich erinnere mich zum Beispiel noch gut daran, wie wir in Sozialkunde über das Thema Sozialstaat gesprochen haben. An die polemischen Zwischenrufe meiner Mitschüler:innen, die “Schmarotzer” sollten halt mal arbeiten, statt den ganzen Tag vor dem Flachbildfernseher zu hocken.

Daran, wie ich mittendrin saß und den Kopf einzog, weil meine Klasse nicht wusste, dass ich per Definition auch ein “Sozialschmarotzer” war – während meine alleinerziehende Mutter bis zum Burnout schuftete. Wie meine Lehrerin nichts einordnete. Und wie ich daraufhin zwei Wochen unentschuldigt den Unterricht geschwänzt habe, bis das Thema durch war.

In der Zeit habe ich das Märchen von Hartzel und Gretzel geschrieben, zwei verzogenen Schmarotzerkindern mit Segelflugzeug, die der Hexe Weswellia in ihrem FDP-gelben Knusperhäuschen begegnen. Ich war 16.

Einschränkungen an allen Ecken

Mir kommt es beim Thema Hartz IV so selbstverständlich vor, aber vorsichtshalber erwähne ich es doch mal: Nein, der Regelsatz hat nicht gereicht. Wenn wir uns beim Bäcker mal ein Stück Johannisbeerkuchen gekauft haben, war das für uns Luxus.

Meine Mutter hat immer versucht, die Sorgen von uns fernzuhalten, aber an einigen Stellen habe ich natürlich trotzdem mitbekommen, wie die Lage war. Zum Beispiel wenn nach den Ferien alle von ihren tollen Urlauben erzählten oder ihre neuen Klamotten rumzeigten.

Oder wenn in der Schule ganz selbstverständlich Hausaufgaben gegeben wurden, für die man einen Computer brauchte – ich aber keinen Computer hatte. Tja, ladida, who cares?

Job? Nicht möglich

Viele meiner Klassenkamerad:innen hatten Minijobs, mit denen sie sich nach der Schule etwas hinzuverdienen konnten. Ich nicht, denn mein Verdienst wurde direkt auf den Regelsatz angerechnet.

Damit hatten sich für mich dann in der Regel auch Kino, Konzerte oder gemeinsame Ausflüge am Wochenende erledigt. Weißt Du, wie einsam und ausgeschlossen ich mich oft gefühlt habe? Sehr.

Einschüchterungsversuche vom Jobcenter

Als letztes Beispiel aus einer laaangen Reihe von Geschichten möchte ich meine erbaulichen Termine im Jobcenter erwähnen. Dort hatte ich unter Androhung von Sanktionen regelmäßig zu erscheinen, natürlich mitten in der Unterrichtszeit. Um mir dann Fragen anzuhören, was ich denn für die nächsten Monate geplant hätte. Äh … Zur Schule gehen?! Oder um mir Ratschläge anzuhören, ich solle doch mein Abi abbrechen und lieber gleich eine Ausbildung anfangen (deren Vergütung übrigens auch angerechnet worden wäre, aber naja.)

Ein paar harte Fakten über Hartz IV

Wie gesagt: Das sind meine persönlichen Geschichten. Es gibt auch ganz offizielle Zahlen, Statistiken und Gerichtsurteile:

  • Mehr als jedes fünfte Kind wächst in Deutschland in Armut auf. Konkret sind das 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche.
  • Laut Bertelsmann-Stiftung ist diese Zahl seit Jahren stabil – auch in wirtschaftlich guten Zeiten. Es ist ein strukturelles Problem.
  • 24,5 Prozent der Kinder in SGB-II-Bezug können nicht mal ab und zu neue Kleidung kaufen.
  • 67,6 Prozent der betroffenen Familien fahren aus finanziellen Gründen nicht in den Urlaub – bei anderen Familien sind es nur 12,1 Prozent.
  • Für Kinder unter fünf Jahren sind im Regelsatz 3,29 Euro täglich für Essen vorgesehen, für Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren 4,34 Euro.
  • 15 Prozent der Single-Haushalte in Hartz IV nehmen seltener als alle zwei Tage eine warme Mahlzeit zu sich. Bei alleinerziehenden Haushalten sind es sechs Prozent.
  • Wenn jemand auf Arbeit eine Mahlzeit erhält und aufstocken muss, darf diese Mahlzeit angerechnet werden.

Schau Dir gern den Bericht der Bertelsmann-Stiftung an, wenn Dich das genauer interessiert und Du mehr Zahlen sehen willst. Besonders die Seiten 5–7 sind augenöffnend.

Außerdem kann ich den Instagram-Kanal des Vereins Saktionsfrei empfehlen. Dort werden regelmäßig Zahlen, Statistiken und Fallbeispiele aus dem Hartz-IV-Bezug geteilt. Aber Achtung: Gruselig.

“Hartz IV schützt nicht vor Armut, sondern manifestiert sie.”

– Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes

Was war mit dem Bürgergeld geplant?

Unter anderem waren diese Änderungen vorgesehen:

  • Der Regelsatz sollte um 53 Euro steigen.
  • Der Regelsatz sollte künftig schneller an die Inflation angepasst werden.
  • Jugendliche sollten einen 520-Euro-Job haben und auch etwas von dem Geld behalten dürfen.
  • Der Vermittlungsvorrang sollte abgeschafft werden: Das bedeutet, dass Menschen nicht mehr in unpassende Jobs gedrängt werden dürfen, während sie eine Ausbildung machen oder sich etwas anderem Langfristigem widmen.
  • Die Wohnung sollte zwei Jahre bezahlt werden, ohne dass sofort ein Umzug nötig ist.
  • Es sollte ein Schonvermögen von 60.000 Euro geben, das Menschen, die neu ins Bürgergeld rutschen, als Rücklage behalten dürfen. In diese Summe fallen auch Wohneigentum und die Altersvorsorge. Diese müssten dann nicht sofort aufgelöst werden.
  • Es sollte eine sechsmonatige Vertrauenszeit geben, in der keine Sanktionen verhängt werden dürfen.

Was sagen CDU und CSU zum Bürgergeld?

Die Union hat sich in den vergangenen Wochen vehement gegen das Bürgergeld ausgesprochen. Dabei wurden verschiedene Argumente laut:

  • Würden die Regelsätze schneller an die Inflation angepasst, würde das Bürgergeld schneller steigen als die Löhne.
  • Die Steuerzahler:innen würden dafür aufkommen, dass die Menschen weiter in ihren Wohnungen bleiben und ihre Ersparnisse behalten dürften.
  • Sanktionen gebe es nur in “homöopathischen Dosen” (Friedrich Merz).

Unter dem Schlachtruf: “Leistung muss sich lohnen” behaupteten CDU und CSU, das Bürgergeld würde Menschen den Anreiz nehmen, sich eine Arbeit zu suchen. Personen mit niedrigem Einkommen würden benachteiligt, weil “Nichtarbeiten annähernd so lukrativ ist wie Arbeiten” (Markus Söder).

Was mich daran so traurig und wütend macht

Ich sage es mal ganz klipp und klar: Das, was die Union da tut, ist schäbig. Sie spielt Arme gegen noch Ärmere aus.

Sanktionsfrei hat es schön zusammengefasst:

“Im Netz kursieren grob vereinfachte Berechnungen, die das rechte Blatt Junge Freiheit publiziert hat und die zuerst von AfD-Kreisverbänden, dann auch von der Union und Arbeitgeberverbänden verbreitet wurden. Sie legen nahe, dass Arbeit sich nicht mehr lohnen würde und das Bürgergeld die Rundum-sorglos-Arbeitslosigkeit erlaube – durchschaubar & nichts als Fake-News.”

CDU und CSU schüren Sozialneid, sprechen von Sozialbetrug und stellen Millionen von Menschen unter Generalverdacht.

Das ist ein persönlicher Angriff gegen jeden einzelnen Menschen, der am fucking ExistenzMINIMUM (verstehen die das Wort?!) rumkrepelt, jeden Cent umdreht, sich den Buckel krumm arbeitet und trotzdem kaum über die Runden kommt. Es ist ein persönlicher Angriff gegen alle Kinder in Armut, die nichts, aber auch GAR NICHTS für die Situation können, in der sie da stecken. Es ist auch ein persönlicher Angriff gegen mich, die ich aus diesem System komme.

Wie oben schon erwähnt, bin ich keine glühende Verfechterin des Bürgergelds. Es löst in meinen Augen die strukturellen Probleme nicht. Aber es hätte immerhin einen Schritt nach vorne bedeutet.

Die Union spricht von “falschen Anreizen” und denkt dabei offenbar nicht darüber nach, dass sie selbst auch Anreize setzt. Oder was denkst Du, welche Botschaft im aktuellen System zum Beispiel bei Jugendlichen ankommt?
Richtig: “Warum sollte ich arbeiten gehen, wenn ich das verdiente Geld sowieso nicht behalten darf?”

Herzlichen Glückwunsch. So entsteht Perspektivlosigkeit von Kindesbeinen an.

Es geht hier nicht nur um Geld. Es geht um Chancengerechtigkeit, um Perspektiven und soziale Teilhabe. Es geht um Respekt. Es geht darum, nicht als Mensch zweiter Klasse behandelt zu werden.

Wenn Du es noch nie gemacht hast: Lies mal auf Facebook oder Instagram die Kommentare unter einer beliebigen Hartz-IV- oder Bürgergeld-Meldung einer beliebigen Nachrichtenseite. Da wird Dir schlecht. Schon seit Jahren werden Menschen vorverurteilt und öffentlich fertig gemacht – und die CDU trägt dazu bei, dass es so bleibt.

Die Union erzählt groben Blödsinn

In meinen Augen hat sich die Union komplett deklassiert und offengelegt, wie viel ihnen an armen Menschen liegt: Nämlich gar nichts. Das müssen diese christlich-sozialen Werte sein, von denen sie immer spricht.

Natürlich gibt es schwarze Schafe, die das Hartz-IV- bzw. Bürgergeld-System ausnutzen. Die gibt es immer und überall. Aber wie traurig ist die Welt, wenn wir immer vom Schlechtesten ausgehen? Wie viele Steine legen wir Menschen in den Weg, die aufrichtig träumen und kämpfen, jeden Tag?

Menschen, die ALG II beziehen, sind nicht faul. Das ist ein mieses, vom rechten Rand befeuertes Klischee. Nur 42 Prozent der Beziehenden sind wirklich arbeitslos. Viele sind alleinerziehend für Kinder verantwortlich, pflegen Angehörige, sind physisch oder psychisch zu krank zum Arbeiten oder arbeiten in prekären Jobs, in denen der Lohn nicht zum Leben reicht, und müssen aufstocken.

Das Leben ist einfach nicht nur schwarz und weiß. Hinter den Zahlen stehen Schicksale. Echte, lebendige Menschen mit ganz eigenen Geschichten, die wir hören und berücksichtigen sollten, statt polemische Neiddebatten zu führen.

Dass Sanktionen extrem kontraproduktiv sind, konnte in dieser Studie nachgewiesen werden. Sie können sogar krank machen.

Wenn jemand ganz plötzlich und unerwartet arbeitslos wird, hat er bestimmt genug andere Sorgen und sollte vielleicht erstmal Gelegenheit bekommen, sich einen neuen Job zu suchen, bevor er sofort seine Wohnung räumen oder seine Altersvorsorge antasten muss.

Die CDU zeigt sich hier nicht nur unempathisch, sondern verbreitet auch nachweislich Fake News.

Und jetzt? – Meine Gedanken über eine mögliche Lösung

Ich möchte nicht behaupten, die perfekte Lösung parat zu haben. Das Thema ist komplex und es müssen verschiedene Interessen berücksichtigt werden.

Fakt ist aber: Hartz IV/Bürgergeld sind das offiziell errechnete ExistenzMINIMUM. Das Allernötigste, das Menschen für das blanke Überleben in Deutschland brauchen. Und es gibt genügend Stimmen (zum Beispiel vom Paritätischen Wohlfahrtsverband) die sagen, dass dieses Geld in der Praxis vorne und hinten nicht reicht.

Mit einer Sache haben CDU und CSU natürlich recht: Da ist wenig Abstand zwischen Bürgergeld-Beziehenden und Menschen, die im unteren Einkommensbereich arbeiten.

Die Lösung kann doch aber nicht sein, diese zwei Bevölkerungsgruppen gegeneinander auszuspielen. Und auch nicht, am Minimum herumzukürzen (was praktisch gerade passiert, denn die Inflation wächst deutlich schneller als die Regelsätze).

Vielmehr sollten wir in die andere Richtung schauen: Wie kann es sein, dass so viele Menschen Vollzeit arbeiten und trotzdem nicht oder nur gerade so davon leben können? Wie können wir die Arbeitsbedingungen verbessern, die Löhne erhöhen, prekär bezahlte Berufe mehr Wertschätzung verleihen? Auf diese Fragen sollte sich die Energie richten. Nicht darauf, den ärmsten der Armen das Leben noch schwerer zu machen.

Und natürlich die Frage, die mir persönlich besonders am Herzen liegt: Wie können wir es schaffen, dass die Lebenschancen von Kindern weniger stark bis hoffentlich irgendwann gar nicht mehr von der finanziellen Situation ihrer Familie abhängen?

In dem Zuge bin ich übrigens auch dafür, dass wir über ein bedingungsloses Grundeinkommen sprechen.

Fazit: Was ich jetzt aus der ganzen Sache mache

Dieser Artikel hat ein episches Ausmaß angenommen, obwohl ich schon so viele Geschichten, Anekdoten, Studien und Gedanken weggelassen habe. Und ich habe auch keine weltbewegenden neuen Lösungsideen beigesteuert.

Aber es war mir wichtig, einmal klar Stellung zur menschenfeindlichen Rhetorik der Union zu beziehen. Abschließend möchte ich die Herren und Damen fragen:

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Mehr Informationen

Ich für meinen Teil möchte meine Reichweite weiter nutzen, um Aufmerksamkeit für die Themen Armut in Deutschland und Chancengerechtigkeit zu schaffen und Betroffenen meine Stimme leihen, wo es möglich ist. Ich bin aus dem System rausgekommen, viele andere nicht.

Außerdem werde ich damit fortfahren, Stipendien für meine Kurse zu vergeben. Das scheint mir selbst wie ein sehr kleiner Tropfen auf den heißen Stein, aber hey: Ich mache mehr als die CDU. Und ich weiß von früheren Stipendiat:innen, dass diese Chance wirklich ein Sprungbrett sein kann.

Nächste Woche planen wir diesbezüglich eine besondere Aktion zur Black Week. Wenn Du selbst wenig Geld zur Verfügung hast, Dich aber trotzdem weiterbilden und leichter über Deine Website Kund:innen gewinnen möchtest, halt die Augen offen. Es wird wieder einige Stipendiumsplätze geben. Und wenn Du Dir selbst Kurse leisten kannst, aber gerne andere unterstützen möchtest, sei auch gern mit am Start. Wir schaffen die Solidarität, zu der die Union offensichtlich nicht fähig ist. Tschakka!

Jane von Klee

Jane von Klee

ist Spezialistin für Human SEO: Suchmaschinenoptimierung von Menschen für Menschen. Ihre Methode ist speziell für Selbstständige konzipiert:

  •  So effizient und zeitsparend wie möglich,
  •  mit Fokus auf empathische, an den Bedürfnissen der Leser:innen ausgerichtete Texte,
  •  mit Raum für individuelle und kreative Lösungen.

16 Kommentare

  1. Susanne

    Vielen Dank für diesen tollen Artikel Jane!

    Antworten
  2. Antje

    Dein Text gefällt mir sehr gut, Jane. Er macht hellhörig und öffnet die Augen, liefert Argumente für Diskussionen. Und sagt mir, es gibt auch andere, die wütend über die Entscheidung gegen das Bürgergeld sind und über die Rhetorik vor allem der Union.

    Antworten
  3. Marion Larsen

    Wow, Jane … deutliche Worte und auf den Punkt gebracht. Ich habe selbst in meiner jahrelangen Arbeitspraxis erfahren, wie Menschen, trotz Vollzeitjob und Nebenjob, nicht in der Lage waren, Unterhalt für ihre Kinder zu zahlen. Die Alleinerziehenden waren meist auf Hartz IV angewiesen und jeder Euro musste mehrfach umgedreht werden. Das System berücksichtigt die psychischen Folgen nicht. Geht ja auch nicht … aber Sozialhetze ist etwas, was in einer „christlichen“ Demokratie nicht geht. Danke für dein Engagement … du bist klasse 👍

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  4. Jasmin Sabine Lotter

    Liebe Jane, ich finde es grandios, dass du deine Werte und das wofür du in der Welt stehen magst, nicht nur im Kopf klar hast, sondern das auch LEBST.
    Du wandelst deine Wut in Aktion um statt – wie so viele andere – einfach nur zu meckern. Bist ein Vorbild für mich.

    Antworten
    • Jane von Klee

      Oh, Jasmin, dankeschön! Das bedeutet mir viel.

      Antworten
  5. Christine aka Frau vom Main

    😳 Gut gemacht!
    Danke für Deinen Mut und Deine Wut! Wobei Du letzteres sehr gut „im Griff“ hast. Und geschickt einsetzt, um der Dringlichkeit dieses Themas noch mehr Ausdruck zu geben.
    Ja, das was da passiert, ist seit Jahrzehnten eine Schande. Und wird auch nicht wirklich besser. Und das ist die allergrößte Schande. In einem der reichsten Länder der Erde!
    All das macht mich immer wieder fassungslos…

    Antworten
  6. Petra Behnke

    Danke für diesen Blogbeitrag. Ich bin ganz bei dir. Die Argumente der CDU/CSU hinken sehr, denn Geld bekommt man nur, wenn man einen Antrag stellt und dieser genehmigt wird. Man also wirklich bedürftig ist. Wie du auch richtig erwähnt hast, werden diejenigen die diese Leistung erhalten regelmäßig kontrolliert, ob sie ihren Pflichten nachkommen oder nicht und falls nicht werden sie sanktioniert. Ich habe das mal ein wenig recherchiert. Lt. BMAS wurden in 2021 – 3% der ALG II – Empfänger sanktioniert. Wenn man die Anzahl der Empfänger um die Flüchtlinge aus der Ukraine korrigiert, dann sind das 81.000 Menschen. Wenn ich davon ausgehe, dass jeder von Ihnen durchschnittlich 800 Euro im Monat erhält und nach 6 Monaten Empfang sanktioniert wird, komme ich auf einen Betrag von 388 Mio. Euro die „ungerechtfertigt“ gezahlt wurden. Dem gegenüber steht der Betrag von 1,25 Mrd. Euro der im Jahr 2021 durch Steuern hinterzogen wurde (Beitrag aus der FAZ). Und dieser Betrag ist lediglich dieser wo diese Straftat aufgedeckt wurde. Nun stellt sich für mich die Frage wer hier „Sozialschmarotzer“ ist.

    Auch wenn man bedenkt wann schon diese Sanktionsmaßnahmen greifen kann man aus meiner Sicht nicht von „Sozialschmarotzern“ sprechen. Und man muss auch bedenken, dass in der Gesamtzahl aller ALG II – Empfänger ca. 50 % sogenannte Aufstocker sind. Hier subventioniert doch wohl der Staat Arbeitgeber, denn wenn diese eine korrekten Lohn zahlen würden, müsste es keine Aufstocker geben. D.h., es würde ca. 1.394.500 ALG II- Empfänger weniger geben.

    Wer ist hier, nach den Steuerhinterziehern, wirklich derjenige der dem Staat in die Tasche greift?

    Für mich wäre ein bedingungsloses Grundeinkommen besser. Jeder erhält die Summe X und kann dazuverdienen was er möchte. Da gibt es dann keine Aufspaltung der Gesellschaft mehr.

    Und ich gebe dir Recht, was ist mit den Kindern? Es ist nachgewiesen, dass Kinder aus sozial schwachen Haushalten nicht dieselben Bildungschancen haben wie andere Kinder. Sie werden also schon im Kindesalter dazu verurteilt am unteren Ende der Gesellschaft zu verbleiben (es gibt, wie bei dir, natürlich auch Ausnahmen). Dies ist ein Armutszeugnis für dieses Land und ich frage mich, welcher Nutzen wird damit verfolgt? Ohne eine ordentliche Bildung und Ausbildung werden diese Kinder dann auch nur Jobs haben die schlecht bezahlt sind und somit werden wenig Einnahmen in die Sozialkassen fließen; Arbeitslosigkeit ist meist vorprogrammiert was ebenfalls wieder zu eine Belastung der Arbeitslosenversicherung führt und den Bundeshaushalt.

    Damit werden Probleme von morgen bereits heute geschaffen.

    Doch warum wird nur auf die wenigen geschaut die tatsächlich Leistungen erhalten die nicht gerechtfertigt sind und auf diejenigen die Steuern hinterziehen aber Leistungen die von Steuergelder bezahlt werden jeden Tag in Anspruch nehmen sieht niemand. Das ist kein ausgewogener Journalismus.

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  7. Janna Johannsen

    Liebe Jane, danke, dass du das hier so rausgelassen hast und darüber informierst! Ich stimme deiner Botschaft voll und ganz zu. Zwei Punkte dazu bewegen mich noch sehr:

    1. Ich find es wahnsinnig traurig, wie weit verbreitet die Grundeinstellung ist, dass wir Menschen uns bei jeder Gelegenheit gegenseitig ausnutzen und gerne „schmarotzen“. Kleinkinder sind keine Tyrannen und wollen eigentlich immer mithelfen. Genauso sind Menschen, die Hartz IV bekommen, keine Schmarotzer. Die meisten hätten gerne einen tollen Job oder schuften für quasi nichts, wie du schon meintest. Wir wollen alle dazu gehören, etwas beitragen.

    2. Gerade die armen Menschen, um die es hier geht, können oft nicht für sich selbst einstehen und Veränderungen bewirken. Weil dafür die Kraft nicht mehr reicht, weil sie sich schämen, weil sie abhängig sind, uvm. Allein sich zu informieren ist schwierig, wenn immer andere essenzielle Dinge drücken. Ich bin als Mutter von zwei kleinen Kindern schon froh den aktuellen Bundeskanzler benennen zu können, aber da rutsche ich jetzt in einen anderen Bereich der Chancengerechtigkeit.

    Antworten
    • Jane von Klee

      Danke für Deine Ergänzungen, Janna! Du hast recht, alleine das Informieren ist oft schwierig, aus verschiedenen Gründen. Und es gibt wenige Möglichkeiten, sich zu wehren, wenn man mittendrin steckt.

      Antworten
      • Simmi

        Liebe Jane
        Ich kenne diesen Schmerz.
        Nicht von Kindheit an.
        Meine Eltern haben gearbeitet. Ich auch. Seit meinem 6. Lebensjahr, natürlich ohne Steuerkarte, denn als 6. jähriges Mädchen geht das nicht anders.
        Das hatte Folgen. Nach meiner Ausbildung brach ich endgültig zusammen. Ein paar Jahre später auch körperlich.
        Ich werde nicht in Details gehen, denn darum geht es nicht. Es geht um die Vielzahl von Gründen, wie es zu diesen Fällen beim Jobcenter kommt.
        Ich arbeite mit meiner Vergangenheit so gut ich kann, aber viel ist einfach nicht drin.
        Zu früh verbrannt.
        Heute werde ich wieder benutzt, damit ein paar Bürger ihre Wut loswerden und ein paar Parteien Wähler gewinnen.
        Ich habe nicht die Möglichkeit mich zu schützen und von außen kommt auch nicht viel.
        Wir müssen uns ständig erklären.
        Ich habe mir eine neue Sichtweise zugelegt.
        Ganz gleich was man im Leben tut. Nichts ist sicher. Für niemanden.
        Ich mache es so sicher, wie ich es für richtig halte und wie es mir gelingt.
        Vorwürfe hört man sich immer an.
        Den emotionalen Schmerz von dem du schreibst, kenne ich zu gut. Auch wenn es in meiner Kindheit keine Sozialhilfe gab, beide Elternteile haben gearbeitet, aber ich durfte trotzdem nichts, auch mit Geld in der Familie hatte ich nichts und durfte ebenfalls nichts. Von daher brauchte ich nirgends mithalten, aber Scham und Ausgrenzung entstand natürlich trotz alledem.
        Deshalb kann ich nur Stück für Stück lesen.
        Es ist mega wie du an deinen Vorhaben fest hältst.
        Achte auf dein Herz und lass dich nicht instrumentalisieren. Auch wenn ein Teil der Gesellschaft das tut, kommt es drauf an, wie weit die Betroffenen das mit sich machen lassen. Ich schreibe im Netz drüber, was die Menschen da tun, die angeblich Verantwortung für ein Land haben möchten und nicht registrieren, dass die dafür Menschen gerne verletzen. Es ist besorgniserregend, dass so ein Verhalten ohne jegliche Konsequenzen als Handwerkszeug dienen darf.
        Es ist besorgniserregend, dass so viele so still sind und das ohne Widerspruch hinnehmen.
        Bis es denen mal weh tut…..
        Ich wünsche dir eine tolle Zukunft und ganz viel Glück von Herzen!

        Antworten
        • Jane von Klee

          Hei Simmi,

          danke, dass Du Deine Gedanken mit mir teilst!

          Ich habe die Erfahrung auch gemacht: Mit Vorwürfen sind die Leute schnell dabei und natürlich sind wir alle selber schuld an der Situation. Würden wir uns halt mal anstrengen, der ganze Bullshit.

          Kann ich Deine Texte online finden?

          Viele Grüße!

          Jane

          Antworten
  8. Jessica

    Liebe Jane,
    vielen Dank für deine klaren und starken Worte. Ich stecke tatsächlich gerade, das erste Mal in meinem Leben, in der Situation ALG2 beziehen zu müssen und habe deshalb auch die Debatte über das Bürgergeld in letzter Zeit sehr verfolgt. Es ist mir unverständlich, wie es noch immer sein kann, dass diese alten, privilegierten Männer solch eine Macht ausüben. So eine gewiefte Rhetorik benutzten und die meisten Menschen noch immer drauf anspringen. Aber da kann man tagelang auf unterschiedlichsten Ebenen diskutieren, sich ärgern, wütend, traurig oder einfach nur fassungslos sein. Ich finde es großartig wie du deine Gefühle, deine Erfahrungen, deine Leidenschaft und Empathie nutzt um auf dieses Thema aufmerksam zu machen und etwas zu verändern. Denn das tust du mit deinen Ideen und darauf kommt es an. Jeder tut was er kann und zusammen machen wir diese Welt einfach Stück für Stück besser…❤️

    Antworten
  9. Marion

    Liebe Jane – GROSSES Danke, dass du dich für das Bürgergeld-Thema engagierts und so offen deine Erfahrungen teilst. Mich haben in den letzten Wochen die Politik der CDU/CSU und die entsprechende Berichterstattung auch sehr betroffen gemacht. Die aktuelle Situation auf der Welt erfordert Miteinander und keine zusätzliche Spaltung. Zudem betrifft die geplante Veränderung im Sozialsystem auch Menschen die Grundsicherung erhalten – sprich Rentner und behinderte Menschen, die genau wie viele Arbeitssuchende ohne eigenes Dafürtun weiter systematisch von der Gesellschaft an den Rand gestellt werden.

    Antworten
    • Jane von Klee

      Danke für diese wertvolle Ergänzung, Marion! Ich stimme Dir zu.

      Antworten
  10. Jacqueline Bürker

    Liebe Jane,

    ein toller Beitrag und ja, Menschen sind nicht happy wenn sie Sozialhilfe brauchen! Vor allem, wenn die MA von den Ämtern so tun, als seien alles nur faule Waschlappen und wollen an ihr hart Erspartes ran. In der Schweiz ist es teilweise sogar noch so, dass Frauen dieses Geld dann noch zurückzahlen müssen, wenn sie genug verdienen. Auch hier trifft es die alleinerziehenden Frauen, die keinen oder kaum Unterhalt vom Vater bekommen. Sie schauen nach den Kindern, gehen arbeiten und dennoch reicht es nicht. Wie argumentiert wird und den Menschen nur Hindernisse in den Weg gelegt werden ist erbärmlich. Vor allem darum, da diejenigen, die entscheiden sehr gut bezahlt werden.

    Antworten
  11. Sandra Hoffmann

    Danke für diesen großartigen Artikel, Jane.

    Es macht mich traurig und wütend, dass immer noch so viele Kinder in Deutschland in Armut aufwachsen müssen.

    Antworten

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