Zuletzt aktualisiert am 18. Oktober 2019.

Seit Herbst 2009 produzieren Katharina und Sascha Biehl – in einer kleinen Werkstatt in Leipzig alltagstaugliche, bequeme, ökologische Kleidung – erst für Kinder, dann auch für Erwachsene. Seit 2014 werden sie an allen Fronten von einer festen Mitarbeiterin unterstützt: Anne Rosin näht, modelt, beantwortet Kundenfragen und betreut Stände auf Märkten. Mittlerweile hat sich das Team als „fuxandfriends“ besonders bei Eltern kleiner Kinder in der Region einen Namen gemacht.

Natürlich war der Weg zu einem erfolgreichen Unternehmen nicht immer einfach. Fuxandfriends fingen ganz klein an, erlitten Rück- und Schicksalsschläge. Trotzdem ließen sie sich nicht entmutigen, überwanden alle Hürden und können diesen Herbst ihr zehnjähriges Jubiläum feiern. Das prädestiniert sie förmlich dazu, die neue Textdorado-Reihe: „Ein Hoch auf die Selbstständigkeit: Mutmach-Interviews für Selbstständige und die, die es werden wollen“ zu eröffnen. 😉

Im Interview erzählen Katharina und Sascha, was sie antreibt, was sie an der Selbstständigkeit besonders schätzen, wie sie mit Schwierigkeiten umgehen und wie sie durch ihr Label die Welt ein bisschen besser machen.

Katharina und Sascha Biehl haben das Leipziger Modelabel fuxandfriends gegründet.
Katharina und Sascha Biehl, Gründer des Modelabels fuxandfriends.

Ein Hoch auf die Selbstständigkeit: fuxandfriends

Was macht fuxandfriends besonders? Was hebt euch von anderen Labels ab?

Wir haben unseren Fokus auf alltagstauglicher Kleidung, die bequem ist und abei gut aussieht. Bei der Herstellung achten wir auf ordentliche Qualität und Langlebigkeit (zum Beispiel sind die Kindersachen alle so konzipiert, dass sie möglichst lange mitwachsen. So muss man nicht so oft neue Kleidung kaufen).

Wichtig ist uns auch geschlechtsneutrale Kleidung. Wir würden gerne die klassischen Zuordnungen (vor allem für die Kinder) von rosa und blau aufbrechen und alle ermutigen, die Sachen zu wählen, die ihnen besonders gut gefallen – unabhängig von der Farbe. Auch für Erwachsene haben wir ganz verschiedene Farbkonzepte im Programm, sodass sich jeder wohlfühlt.

Wir versuchen mit unserem kleinen Label die Welt ein kleines bisschen besser zu machen, zumindest nicht schlechter: Verwendung von Ökostoffen, faire Produktion, möglichst geringe Lieferwege, kleine Stoffreste an gemeinnützige Vereine spenden, Zuschnittmüll wird recyclet und weiterverarbeitet, keine klassischen Fotoshootings mit Kindern, keine wiedererkennbaren Kinder in Produktfotos, Transporte wenn möglich mit dem Rad (statt Auto).

Wer steckt hinter dem Namen „fuxandfriends“?

Der Fuchs und seine Freunde. Die lieben die Natur, die Freiheit, die Wildheit. Und erfunden hat ihn Sascha, lange vor fuxandfriends.

Wie kamt ihr auf die Idee, fuxandfriends zu gründen?

2009 wurde unser erstes Kind geboren. Und das brauchte Sachen zum Anziehen. In Läden gab es irgendwie für Jungs nur überwiegend blaue Kleidung mit Baggern drauf und für Mädchen sehr viel rosa. Da wollte Katharina gern ein paar Lücken füllen.

Was habt ihr vorher gemacht?

Erstmal am Weltfrieden gearbeitet. Hat nicht so gut geklappt. Dann hat Katharina Wirtschaftsmathe und Erziehungswissenschaft studiert. Sascha verbrachte kurze Zeit in einem Übersetzerstudium und wurde später Mediengestalter für Bild und Ton.

Wie hat euer Umfeld reagiert, als ihr beschlossen habt, eure Idee tatsächlich umzusetzen?

Wir haben ganz klein angefangen und sind langsam organisch gewachsen, sodass es eigentlich nicht von jetzt auf gleich groß was zu reagieren gab. Ein wichtiger Teil unserer wiederkehrenden Kundschaft kommt inzwischen auf jeden Fall auch aus dem Freundes- und Verwandtenkreis.

Welches war das größte Hindernis, das ihr überwinden musstet?

Wir hatten vor ein paar Jahren leider eine Abfolge wirklich übler Schicksalsschläge. Auf geschäftlicher Ebene hat uns das Ende von Dawanda sehr viel Kraft gekostet.

Wie seid ihr mit dem Dawanda-Ende umgegangen?

Im Juli 2018, unmittelbar nach der Dawanda-Nachricht, haben wir angefangen, unseren Etsy-Shop mit unserem Dawanda-Sortiment zu bestücken. Bei Etsy sind wir seit 2012 angemeldet – mit sehr wenigen Artikeln – und haben es bis dahin nie wirklich ausgebaut. 

Für die Herbstsaison war auch ein Relaunch unserer Online-Shops geplant. Das war im Juli bereits in Arbeit und wir konnten glücklicherweise pünktlich zum Dawanda-Aus mit der neuen Version online gehen. Insgesamt war der Umzug sehr zeitintensiv und nervenaufreibend. Aber der Worst Case ist zum Glück ausgeblieben. Und wir dürfen auch nicht vergessen, dass wir neu auf der Plattform waren und wir auch bei Dawanda einen Moment gebraucht haben, um dort so zu verkaufen, wie wir es zuletzt getan haben.

Gab es Momente, in denen ihr überlegt habt, hinzuschmeißen?

Es gibt stressige Zeiten, es gibt frustrierende Zeiten, manchmal ist alles sehr viel. Aber ernsthaft überlegt, alles hinzuschmeißen, haben wir noch nie.

Wie geht ihr generell mit Schwierigkeiten und Rückschlägen um?

Wir bingewatchen die Complete-Rosamunde-Pilcher-Collector’s-Edtion und sind dann stark betäubt. Nein, wir versuchen schnell die Kräfte nach vorne zu richten, um die Energie konstruktiv zu nutzen. Rumsitzen und Aufregen ist nicht so unser Ding.

Worüber freut ihr euch im Arbeitsalltag besonders?

Als besonderes Glück empfinden wir, unseren Alltag größtenteils so zu gestalten, dass er zu jeder Lebensphase passt und dass wir momentan davon als Familie leben können. Ebenso beglückend finden wir es, wenn unsere Arbeit von Kunden besonders wertgeschätzt wird oder wenn wir Kinder und Erwachsene sehen, die unsere Sachen mit Freude tragen.

Pulli vom Leipziger Modelabel fuxandfriends
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Wir freuen uns auch sehr, wenn Kunden kleine, unscheinbare Dinge erkennen und zu schätzen wissen. Als Beispiel: Wir machen bewusst keine Fotoshootings mit Kindern (die Fotos, auf denen Kinder zu sehen sind, sind in freier Wildbahn entstanden und es ist kein Gesicht erkennbar). Stattdessen fotografieren wir unsere Kindersachen an der Puppe, wo sie selten so gut sitzen wie an einem echten Kind. Der Umsatz steigt von diesem Prinzip jedenfalls nicht. Wenn uns dann Kunden ansprechen und sagen, sie fänden es toll, dass wir keine Kindermodels haben, bestärkt uns das, den richtigen Weg zu gehen.

In der Werkstatt macht es großen Spaß, neue Produkte zu entwickeln, neue Stoffkombinationen zu nähen und dann das Feedback zu bekommen, dass die Sachen anderen auch so gut gefallen wie uns. 

Und nicht zuletzt freuen wir uns natürlich über schöne Umsätze, wenn die Online-Bestellkurve unerwartet doll nach oben ausreißt oder ein Markt richtig gut gelaufen ist. 

Wie motiviert ihr euch selbst? 

Wir haben viel zu viele Ideen. Da ist Motivation meist kein Problem. Die To-Do-Liste ist immer länger als die Tage lang sind. Mit neuen Stoffen neue Produkte zu entwickeln, macht einfach Spaß. Und wenn sie dann auch beim Kunden gut ankommen.

Was ist eure Vision? Was wollt ihr – außer Geld verdienen – mit fuxandfriends erreichen?

Die Welt zumindest nicht schlechter machen. Mehr Bewusstsein für die Umwelt schaffen und das Miteinander stärken.

Stellt euch vor, ihr könntet euch selbst während der Gründungsphase treffen. Was würdet ihr euch raten? 

Bitte macht um Himmels Willen Weihnachten 2013 nicht diesen einmonatigen Verkaufsstand in Dresden.

Vielen Dank für das Interview, Katharina und Sascha!

Du willst mehr Geschichten von Selbstständigen lesen? Dann behalte meinen Blog im Auge. In den nächsten Wochen werde dort weitere Interviews erscheinen – einige auch als Video oder Audio. Und hinterlass mir gern hier unter dem Artikel einen Kommentar! Feedback nehme ich sehr dankbar entgegen – genau wie Wünsche für die kommenden Interviews.

Wenn Du selbst Deine Geschichte erzählen möchtest, um anderen Selbstständigen oder denen, die über eine Gründung nachdenken, Mut zu machen, schreibe mir! Ich freue mich sehr, Dich kennenzulernen! 🙂

Fuxandfriends: Mit Kleidung die Welt besser machen 1
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