Neue Projekte im Business sind aufregend. Sie machen Spaß. Am liebsten würde man sich nur noch auf sie konzentrieren und alle andere vernachlässigen. Insbesondere wenn du dich am Anfang schwer getan hast, ist der Enthusiasmus zu Beginn groß. Du stürzt dich ins neue Abenteuer, lernst super viel, alles macht plötzlich Sinn. Du setzt um. Beispiel SEO: Du formatierst Headlines, analysierst Keywords, richtest die Search Console ein, schreibst neue Blogartikel, … und siehst im besten Fall die ersten, schnellen Erfolge. Es geht voran. Wuhuuu!
Aber nach ein paar Tagen oder Wochen wird es zäh. Und anstrengend. Du hast ja nicht nur dein Business, sondern auch noch den Einkauf, deine Familie, die Wäsche, die Wohnung, die sich nicht alleine putzt. Und die Tausend anderen To-dos auf deiner Liste. Um die musst du dich auch noch kümmern. Da bleibt kaum Zeit für dein neues SEO-Projekt – und außerdem hast du auch gehofft, dass das alles ein bisschen schneller geht mit dem Ranken auf Seite 1, den Zugriffen auf deine Website und so.
Was kannst du tun, um dranzubleiben, wenn es zwischen dir und deinem Projekt nicht mehr funkt und knistert, sondern ihr nur noch abends auf zwei getrennten Sesseln fernseht, während du an die Zeiten zurückdenkst, in denen ihr nicht die Hände voneinander lassen konntet?
Das erfährst du in diesem Artikel. Ich erkläre dir, warum die Anfangsmotivation schwindet, wenn neue Aufgaben nicht mehr neu und shiny sind und was du tun kannst, um deine Beziehung zu SEO und deiner Website frisch und gesund zu halten oder auch wieder neu zu beleben.
Unser Verhalten ist immer darauf ausgerichtet, dass es uns möglichst gut geht. Angenehme Gefühle (wie Freude und Zufriedenheit) entstehen, wenn Grundbedürfnisse erfüllt sind. Du kennst das auf körperlicher Ebene bestimmt, wenn du Hunger hast – da ist ein Bedürfnis grundlegend frustriert, deshalb ist die Stimmung mies. Die schlechte Laune dient als Hinweis dafür, im Verhalten etwas zu ändern, in diesem Fall: Essen besorgen! Und sobald das Bedürfnis erfüllt ist, fühlst du dich wieder besser.
Abseits von den körperlichen Grundbedürfnissen werden in der Psychologie auch verschiedene psychische Grundbedürfnisse unterschieden.
All unser Verhalten ist darauf ausgerichtet, diese vier Bedürfnisse zu erfüllen:
- Bindung (das ist das Wichtigste)
- Kontrolle / Autonomie
- Lustgewinn und Unlustvermeidung
- Selbstwerterhöhung / -schutz
Zu Beginn eines neuen Projektes gelingt dies auch.
Du lernst im Kurs neue Menschen kennen und lernst von ihnen oder tauschst dich über deine ersten SEO-Erfolge aus. Bindung – Check! ✔️
Du schaust Videos und Anleitungen, lernst neue Technik und Programme kennen, schraubst an deiner Website und bekommst das trotz aller anfänglichen Zweifel tatsächlich hin! Ganz alleine und ohne Website-Agentur oder Programmierer. Autonomie – Check! ✔️
Du hast Spaß an deiner neuen Aufgabe. Du hast Erfolge und es ist stimulierend, etwas Neues zu lernen. An der Website zu bauen macht auch viel mehr Freude als die Fenster zu putzen. Lustgewinn – Check! ✔️
Du weißt, dass du mit deinem Business anderen Menschen bei ihren Problemen helfen kannst und dass es wichtig ist, deshalb auch online gefunden zu werden. Das SEO-Thema hattest du eh schon länger aufgeschoben und es jetzt anzugehen, ist einfach richtig und wichtig. Da du eh unabhängiger von Meta werden willst, entspricht das voll und ganz deinen Ansprüchen. Selbstwerterhöhung – Check! ✔️
Das neue SEO-Projekt erfüllt also zu Beginn all deine Bedürfnisse und entsprechend hoch ist die Motivation. Das kann sich jedoch mit der Zeit ändern.
Warum geht meine Motivation verloren?
Im vorherigen Absatz hast du gelernt, dass menschliches Handeln darauf ausgerichtet ist, unsere körperlichen und psychischen Bedürfnisse zu erfüllen. Motivation ist der Antrieb, der dieser Zielerreichung dient. Fehlende Motivation geht darauf zurück, dass du etwas tun willst, dass deine Grundbedürfnisse (aktuell) nicht erfüllt.
Ich erkläre es an einem konkreten Beispiel:
Bindung zu bekommen bedeutet, Kontakt zu anderen Menschen herzustellen und gemocht zu werden. Wenn durch deine Arbeit an deiner Website der Kontakt zu anderen Menschen verloren geht, du weniger Zeit für deine Freund:innen oder Kinder hast, oder dein:e Partner:in genervt die Augen rollt, wenn du ihm/ihr von deinen Ranking-Erfolgen erzählst, ist dein Bindungsbedürfnis in Gefahr und du wirst langfristig die Motivation verlieren.
Außerdem wollen wir uns selbstständig fühlen und den Eindruck haben, dass wir unsere Ziele selbst und unabhängig von anderen erreichen können und dass unser Handeln Einfluss hat (Autonomie / Kontrolle). Deshalb fällt es dir möglicherweise auch so schwer, um Hilfe zu fragen. Wenn du merkst, dass die Zeit nicht für dein SEO-Projekt und Haushalt und andere Business-Themen reicht, du aber in allen Bereichen deines Lebens gleich gut sein willst und alles alleine schaffen möchtest, wird es schwierig.
Außerdem stellst du nach anfänglichen Erfolgen fest, dass SEO Zeit braucht. Du hattest gehofft, deine neuen Artikel schnell auf Seite 1 zu finden, doch der dumme Google-Algorithmus macht sein eigenes Ding. Gefühlt hast du da doch keinen Einfluss drauf. Dabei hast du dir so viel Mühe gegeben! Durch den Eindruck, dass es egal ist, was du tust, wirst du Motivation verlieren.
Darüber hinaus möchten wir nach Möglichkeit nur Dinge tun, die Spaß und Freude machen und Aufgaben, die dieses Kriterium nicht erfüllen, bestmöglich vermeiden (Lustgewinn und Unlustvermeidung). Wenn du merkst, dass es bei SEO um viel mehr geht, als coole neue Blogartikel zu veröffentlichen und dir Zahlen analysieren gar keinen Spaß macht, könnte es plötzlich verlockender sein, sich mit den unaufgeräumten Küchenschränken zu beschäftigen.
Selbstwerterhöhung ist der Wunsch, sich selbst als „gut“ oder „in Ordnung“ anzusehen. Das funktioniert am besten, wenn wir unseren eigenen Ansprüchen gerecht werden. Meiner Erfahrung nach sind gerade bei selbstständigen Frauen diese Ansprüche unglaublich hoch. Da vergleicht man sich mit anderen erfolgreichen Unternehmer:innen statt mit sich selbst, ist ungeduldig und ungerecht, wenn es nicht direkt am Anfang so funktioniert, wie es doch funktionieren sollte.
Etwas zu tun, in dem du (noch!) nicht gut bist – wenn du hohe Leistungsansprüche an dich selbst hast, kann das ganz schön unangenehm sein. Entsprechend wird deine Motivation, dich weiter mit SEO zu beschäftigen, sinken.
7 Strategien für langfristige SEO-Motivation
Aus den oben genannten Gründen für entstehende und fehlende Motivation können wir passende Strategien ableiten. Mit diesen Tipps wirst du langfristig an deiner Website und deiner Auffindbarkeit im Netz arbeiten.
#1 Entwickle realistische Erwartungen
SEO ist ein Prozess. Oft einer, bei dem die Erfolge erst Wochen oder Monate später sichtbar werden. Für SEO brauchen wir Geduld. Das nervt und ist nicht besonders motivationsfördernd. Schnelle Ergebnisse sind dafür viel besser. 😃
Passe deshalb deine Erwartungen an und setze dir seeehr langfristige Ziele. Menschen neigen dazu, zu unterschätzen, was in 10 Jahren möglich ist und überschätzen sich für ein Jahr. Denk langfristig. Frage bei anderen Unternehmer:innen nach, lies Erfahrungsberichte mit echten Daten.
Setze dir lieber kleinere Zwischenziele statt einem großen Endziel und verdopple den Zeitraum, in dem du es erreichen willst. SEO ist ein Marathon, kein Sprint.
Konzentriere dich bei deinen Erwartungen auf die Aspekte, die du beeinflussen kannst.
Das sind die Anzahl an geschriebenen Blogartikeln, Menge an Überarbeitungen, Anzahl der Backlinks, etc. Diese Aspekte kannst du zu 100 % beeinflussen, während hohe Erwartungen an Rankingplätze und Zugriffszahlen schnell frustrieren können.
#2 Mache deine Erfolge sichtbar & tracke den Prozess
Nimm dir einmal pro Monat Zeit und schau dir deine Zahlen an. Mach dir hierfür eine Erinnerung in den Kalender. Ich nehme mir hierfür gerne am Ersten eines Monats Zeit und analysiere den zurückliegenden Monat.
- Wie viele Website-Besucher hattest du?
- Wie viele Impressionen und Zugriffe?
- Wie ist deine Domain Authority?
- Wie viele Newsletter-Abonnenten hast du gewonnen?
- Wie viele Kunden-Anfragen?
- Wie viele Unterseiten sind bei Google auf den Plätzen 1–10?
- …
Konzentriere dich dabei auf für dich relevante Daten und trage die Ergebnisse in eine Tabelle ein. Vergleiche deine Fortschritte mit den Vormonaten.
Dadurch werden auch kleine Erfolge sichtbar und motivieren dich, dranzubleiben.
#3 Erinnere dich an deine wahren Ziele und Werte
Warum möchtest du SEO machen? Niemand zwingt dich dazu. Es ist dein Business und es gibt 1000 Wege es zu führen. Was treibt dich an? Was ist die Motivation hinter der Motivation? Finde deine Antwort auf die Frage „Was möchte ich wirklich?“
Viele Menschen verwechseln ihre Strategien mit ihren Zielen.
SEO machen ist eine Strategie. Dein Ziel und dein dahinterliegender Wert kann etwas ganz anderes sein. Vielleicht möchtest du unabhängig sein, deine Selbstständigkeit tut deiner Gesundheit gut, oder oder oder …
Nimm dir die Zeit und finde heraus, warum du das Ganze machen möchtest. Die Verbindung
mit dem eigentlichen, tiefergehenden Antrieb wird dir helfen, deine Motivation langfristig
aufrechtzuerhalten.
#4 Systeme statt Ziele
Dieser Tipp klingt im ersten Moment unerwartet, ist aber hilfreich: Konzentriere dich nicht auf deine SEO-Ziele (z. B. Newsletter-Anmeldungen, Verkäufe über deine Website, Zugriffszahlen, …) sondern darauf, gute Prozesse und Routinen aufzubauen.
Das heißt konkret: Verschaffe dir einen Überblick über deine Zeit und finde heraus, was dir hilft, regelmäßig an deiner Website zu arbeiten. Reserviere feste Zeiten, z. B. einzelne Thementage oder wiederkehrende Aufgaben (z. B. Interne Links checken, Keywords aussuchen, …), die du in bestimmten Abständen in deinen Arbeitsrhythmus integrierst.
Mache dir Wenn-dann-Pläne, die genau festlegen, wann du dich mit bestimmten Aufgaben beschäftigen willst. Zum Beispiel:
Diese können auch Minimal-Versionen beinhalten, die du umsetzen kannst, wenn nur sehr wenig oder gar keine Motivation da ist, wie:
„Wenn ich nach der Mittagspause zurück an den Schreibtisch komme, dann recherchiere ich drei Keywörter in Ubersuggest.“
#5 Sprich über deine Ziele & mache es gemeinsam
Gib deinen formulierten Zielen (den Prozessen!) eine Form und schreibe sie auf. Dann unterschreibst du diesen Vertrag mit sich selbst. Das schafft Verbindlichkeit.
Für noch mehr Motivation suche dir Menschen, die Bock haben, sich auszutauschen. Sprich über deine Ziele und Fortschritte in einer Work-Besties-Gruppe, einer Mastermind, in deiner Social-Media-Community, deinem Newsletter. Lass andere an deiner Arbeit und deinen Fortschritten teilhaben. Tausch dich aus und besuche Co-Workings, in denen du dich vernetzen und gemeinsam arbeiten kannst.
Wenn wir unsere Ziele aufschreiben und sogar noch mit anderen teilen, erhöht das die Wahrscheinlichkeit, dass wir sie auch tatsächlich erreichen! Das hat unter anderem Dr. Gail Matthews 2015 mit einer Studie belegt.
#6 Bereite dich auf Hürden vor
Seien wir realistisch: Es werden Durchhänger-Phasen kommen. Das ist so sicher, wie dass du ab und an mal krank werden wirst. Machen wir uns deswegen schon vorher verrückt? Natürlich nicht. Aber wir haben eine kleine Notfall-Apotheke zu Hause.
Auch psychologisch kannst du mögliche Ereignisse, die dich von deinem SEO-Projekt abhalten können, antizipieren und Vorkehrungen treffen.
Bereite dich mental darauf vor, dass irgendwann ein Motivationstief kommt. Es ist normal, ein Projekt nach einer Weile als weniger aufregend zu empfinden.
Um in der Metapher der Einleitung zu bleiben: Nur weil es in deiner Beziehung etwas langweiliger geworden ist, verlässt du deine:n Partner:in nicht sofort.
Überlege dir, was dir helfen kann, wieder mehr Spaß an der Arbeit an deiner Website zu bekommen.
Kannst du mehr Abwechslung in die Sache reinbringen? Wenn du zuvor z. B. viel Zeit mit Keywords und dem Schreiben von Artikeln verbracht hast, kannst du jetzt vielleicht auf andere Blogs zugehen und Kooperationen oder Gastartikel anstoßen, um Backlinks und Reichweite zu generieren. Oder du machst aus der Arbeit einen kleinen Wettbewerb und schaust, wie viele Zeichen du in 20 Minuten geschrieben bekommst. Deiner Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt.
#7 Sei gut zu dir selbst
Die besten Produktivitäts-, Zeitmanagement- und Motivationstricks nutzen nichts, wenn es dir nicht gut geht.
Du wirst keine Motivation haben, wenn du körperliche Schmerzen hast oder es schlecht um deine Gesamtkonstitution steht. Du brauchst ausreichend Schlaf, genug Wasser, Auszeiten, in denen nicht an die Arbeit gedacht wird, Zeit mit Freund:innen, und vieles mehr, um langfristig gut arbeiten zu können.
Wenn du dich erschöpft und motivationslos fühlst, prüfe ruhig mal ab, wie es so mit deinen körperlichen Bedürfnissen steht.
Kümmere dich zuerst um dich und dann um dein Business.
Zusammenfassung: So bleibst du motiviert
Motivation ist ein komplexes Konstrukt und von vielen Faktoren abhängig. Runterbrochen dient sie jedoch der Verhaltenssteuerung und soll dich dazu bewegen, Dinge zu machen, die dir gut tun. Wenn du deine körperlichen und psychischen Grundbedürfnisse beachtest, wirst du langfristig motiviert bleiben können. Und falls es auf dem Weg Schwierigkeiten gibt oder du Aufgaben vor dir herschiebst, kannst du dich jederzeit an mich wenden.
Mara Pairan
ist Psychologin und hilft vielbeschäftigten Menschen dabei, gesund und produktiv zu sein. Bei ihr lernst Du, wie Du mit erprobten Methoden Aufschieberitis und Überforderung überwindest und Deine Ziele erreichst, ohne Dich kaputt zu schuften. Ein guter Startpunkt ist Maras Anti-Überforderungs-Plan.
Hallo Jane und Mara, vielen Dank für diesen hilfreichen Artikel! Motivation und Verhalten mit den vier Bedürfnissen zu erklären, fand ich wirklich spannend, da hatte ich mehrere Aha-Momente. Mir ist jetzt viel klarer, warum die Motivation für Projekte bei mir nach ein paar Wochen viel kleiner wird.
Und auch für meine Patienten (ich bin Logopädin) habe ich jetzt neue Ideen, wie ich die Motivation halten oder steigern kann.
Also: Vielen Dank!
Wiebke
Hei Wiebke,
vielen Dank für Dein tolles Feedback! Es freut mich sehr, dass Du so viel aus Maras Artikel mitnehmen konntest – sogar über SEO hinaus. 😀
Viele Grüße
Jane
Vieeln Dank für die tollen Inspirationen! Ich werde den Beitrag unseren Leserinnen und Lesern sehr gerne weiterempfehlen.
LG, Eddy
Danke, Eddy! Freut mich, dass Dir der Artikel gefällt.
Viele Grüße
Jane