Zuletzt aktualisiert am 18. August 2021.

Bloggen für Einsteiger von Yvonne Kraus

Wir stecken in der Matrix: Das Internet ist voller Blogs übers Bloggen. In diesen Blogblogs informieren sich angehende Blogger:innen darüber, warum Blogs eigentlich so toll sind, wie sie einen eigenen starten können, wie das mit dem ganzen Technikkram funktioniert, wie sie mehr Leser:innen gewinnen können und so weiter und so fort. Puh.

Das Problem mit den Blogblogs ist: Einzelne Blogartikel sind wie Kapitel eines Buchs. Sie stellen immer einen ganz bestimmten Aspekt des großen Themas in den Fokus. Das Internet wird allerdings nicht gelesen wie ein Buch; niemand klickt sich chronologisch von vorne bis hinten durch die Artikel. Und selbst wenn es jemand täte: Die meisten Blogblogger:innen halten sich beim Veröffentlichen an keine logische Reihenfolge, sondern schreiben mal hierüber, mal darüber.

So entstehen vielfältige Wissenssammlungen voller Erfahrungen, Tipps und Tricks. Aber es fehlen ein roter Faden und ein Gesamtzusammenhang. Jemand, der mit dem Bloggen gerade erst beginnt, bekommt sehr wahrscheinlich Schwierigkeiten damit, die vielen wichtigen, korrekten Informationen in einen klaren Fahrplan zu übersetzen, der schnell zu Erfolgen führt.

Dieses Problem versucht Yvonne Kraus mit ihrem Buch „Bloggen für Einsteiger – Von der ersten Idee bis zum eigenen Blog mit WordPress“ zu lösen. Schritt für Schritt führt sie Dich von der Entwicklung eines Blogkonzepts bis zur Kommerzialisierung Deines Blogs. Ich habe mir das Buch einmal genauer angesehen und verrate Dir, ob sich die Lektüre für Dich lohnt.

Transparenzoffensive:

Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar kostenlos zur Verfügung gestellt und ich darf es behalten. Darüber hinaus bin ich für diesen Artikel in keiner Weise vergütet worden.

Autorin Yvonne Kraus ist selbst Bloggerin und das schon seit 2010. Sie blickt also auf einen reichen Erfahrungsschatz zurück, den sie nun auf 356 Seiten teilt (+ Index).

„Bloggen für Einsteiger“ ist Anfang 2021 beim Rheinwerk Verlag erschienen und macht einen hochwertigen Eindruck: schöne, glatte Seiten, farbiger Druck, bebildert.

Die Themen im Buch sind unfassbar vielfältig. Es geht nicht nur um Blogs an sich, sondern auch um Community-Aufbau, Newsletter-Marketing, SEO und sogar die Buchhaltung, falls Du mit Deinem Blog Geld verdienst. Hier eine Auswahl der Themen:

  • was Blogs eigentlich sind und wie sie sich entwickelt haben
  • warum WordPress die beste Plattform für Deinen Blog ist
  • ein Thema für Deinen Blog finden
  • einen Namen für Deinen Blog finden
  • den Blog in WordPress einrichten
  • Grundlagen von HTML und CSS
  • rechtliche Aspekte, die es zu beachten gilt
  • wie Du einen tollen Blogartikel schreibst
  • Wege, mehr Leser:innen zu gewinnen
  • Zahlen in Analyse-Tools auswerten
  • mit anderen Blogger:innen zusammenarbeiten
  • Wege, mit Deinem Blog Geld zu verdienen

Du siehst also: Das Buch ist auf jeden Fall voller Input.

Die positive Seite: Herausragender Schreibstil, durchdachte Struktur, einfache Schritt-für-Schritt-Anleitungen

Eines kann ich über „Bloggen für Einsteiger“ mit Sicherheit sagen: Yvonne Kraus hat sich eine Menge Gedanken über ihr Buch, die Inhalte und den Aufbau gemacht. Es hat in sich Hand und Fuß, was es sehr einfach macht, sich in der Fülle der Themen zurechtzufinden.

Anfänger:innen können das Buch einfach von vorne bis hinten durchlesen und bekommen die Informationen in wohl portionierten Häppchen serviert. Fortgeschrittene können den ausführlichen Index ganz hinten im Buch nutzen, um Schlagworte nachzuschlagen und schnell die passende Seite zu finden.

Ein schönes Element ist die Fast Lane: In diesem Kapitel werden auf nur zwei Seiten die wichtigsten To-dos und Tipps des Buches zusammengefasst. Perfekt, wenn Du schnell starten willst oder schon ein bisschen Vorwissen hast.

Besonders positiv fällt mir der Schreibstil von Yvonne Kraus auf. Sie schreibt persönlich aus der Ich-Perspektive, lässt eigene Erfahrungen einfließen und erklärt wunderbar kurzweilig und verständlich. Fachbegriffe verwendet sie nur dann, wenn es wirklich nicht anders geht – und wenn, erklärt sie sie sofort.

Es ist ein bisschen, als würdest Du einen seeeehr langen Brief einer Freundin lesen: Nahbar, respektvoll und auf Augenhöhe.

Hilfreich sind auch die vielen Screenshots im Buch. Durch sie werden die Anleitungen noch anschaulicher und insbesondere wenn es heißt „Klicke auf den Punkt XY“ ist es schön, das Foto mit dem vergleichen zu können, was ich selbst auf meinem Bildschirm sehe.

Die negative Seite: Veraltete Angaben, unsaubere Erklärungen, oberflächliche Betrachtungen

Ein entscheidender Nachteil von Büchern gegenüber Blogs ist, dass sie einen begrenzten Platz aufweisen. Irgendwo muss Schluss sein, wenn man keinen 7.000-Seitigen Wälzer produzieren möchte. An diese Grenze stößt auch „Bloggen für Einsteiger“.

Beim ersten Blick ins Buch war ich von der Breite der Themen beeindruckt. Beim zweiten Blick musste ich feststellen, dass einige der Themen nur oberflächlich betrachtet werden. Sicher sagen kann ich als SEO-Spezialistin das für den Bereich Suchmaschinenoptimierung. Yvonne Kraus gibt viele gute und richtige Tipps, kann das Thema aber natürlich nicht im Detail beleuchten.

Wenn Du zum Beispiel wissen möchtest, wie eine Keyword-Recherche funktioniert, wirst Du enttäuscht. Kraus plädiert zwar dafür, Keywords im Text zu verwenden, geht aber nicht weiter auf die strategische Auswahl ein.

Dass nicht alle Themenbereiche tiefgreifend betrachtet werden können, ist in meinen Augen verständlich. Dennoch ist es mir wichtig, Dich darauf hinzuweisen. Du bekommst mit „Bloggen für Einsteiger“ eine schöne Übersicht und Einstiegshilfe – wirst Dich mit der Zeit aber noch tiefer in die einzelnen Themenbereiche einfuchsen müssen.

Was hingegen ein echter Kritikpunkt ist, sind veraltete beziehungsweise unsaubere Angaben.

Zwei Stellen sind mir besonders aufgefallen:

Nummer 1: Google Analytics

In Kapitel 8.1 erklärt Yvonne Kraus, wie Du Google Analytics einrichten und verwenden kannst. Das Problem dabei: Sie bezieht sich ausschließlich auf die alte Version dieses Tools, Universal Analytics genannt. Im Oktober 2020 hat Google jedoch eine neue Version eingeführt: Google Analytics 4 Properties.

Alle neu angelegten Accounts werden automatisch für Properties erstellt. Mittelfristig will Google auch Bestandsnutzer:innen dazu bewegen, auf die neue Variante umzusteigen.

Mit Google Analytics 4 Properties ändern sich sowohl einige Punkte bei der Einrichtung des Tools als auch bei der Erhebung und Auswertung der Daten. Viele Angaben im Buch werden damit hinfällig.

Da „Bloggen für Einsteiger“ erst 2021 erschienen ist – also nach der Einführung der neuen Analytics-Version – hätten die Veränderungen in meinen Augen zur Sprache kommen müssen.

Nummer 2: Google PageSpeed Insights

In Kapitel 4.10.2 geht es darum, wie Du die Ladegeschwindigkeit Deiner Website überprüfen und verbessern kannst. Hierzu wird das Tool Google PageSpeed Insights vorgestellt. Zitat:

„Die Geschwindigkeit wird mit einem Score von 0 bis 100 angezeigt und außerdem mit einem Ampelsystem bewertet.“

Nein. Dass die PageSpeed Insights die Ladegeschwindigkeit messen, legt der Name zwar nahe, ist aber nicht die ganze Wahrheit.

Das, was Googles Tool auf einer Skala von 0 bis 100 bewertet, ist die Gesamtleistung der Website. Ladegeschwindigkeit ist ein Teil davon, aber nicht der alleinige. Gemessen wird neben vielen weiteren Punkten zum Beispiel auch die visuelle Stabilität der Seite (Fachchinesisch dafür: CLS) – also ob sich Elemente während des Ladens von alleine verschieben oder schön an ihrem Platz bleiben. Aspekte wie diese haben überhaupt nichts mit der Ladegeschwindigkeit zu tun, fließen aber mit in den Score ein.

Hinzu kommt, dass die PageSpeed Insights ziemlich militant sind: In vielen Punkten haben sie eine genaue Vorstellung davon, wie die Dinge sein sollen. Zum Beispiel, wenn es um den Umgang mit JavaScript und CSS geht und wo, wie und wann diese Codes geladen werden sollten.

Das Tool ignoriert hier gerne, dass es immer mehrere Lösungsansätze für das gleiche Ergebnis gibt und akzeptiert nur seine „Best Practice“-Lösung. Sobald Du davon abweichst, sinkt Deine Bewertung – selbst dann, wenn Deine Website wunderschön ausssieht, schnell lädt und alle Nutzer:innen glücklich sind. Die Google PageSpeed Insights sind wie ein Kleinkind, das eine halbe Stunde lang weint, weil Du das Brot mit dem falschen Messer durchgeschnitten hast.

Leider beobachte ich dennoch häufig, dass Website-Betreiber:innen und Blogger:innen verzweifelt sind, weil ihr Score im roten Bereich liegt. Sie investieren Stunden, um das Ergebnis irgendwie zu verbessern und verschenken eine Menge Nerven – für (fast) nichts. Denn der Einfluss der PageSpeed-Werte auf den Erfolg einer Website ist marginal. Das siehst Du unter anderem daran, dass viele bekannte Websites auch mit mittelmäßigen bis schlechten Scores erfolgreich sind:

Google PageSpeed-Insights-Wertung für Amazon

Google-PageSpeed-Insights-Score für die mobile Version von Amazon.

Google PageSpeed-Insights-Wertung für BMW

Google-PageSpeed-Insights-Score für die mobile Version von BMW.

Wenn Du mehr über das Thema lesen und konkrete Fallbeispiele sehen möchtest, schau Dir gern diese Artikel an:

Der Mythos Google PageSpeed Insights – und das große Missverständnis

Darum hat die New York Times nur einen PageSpeed Insights-Score von 52

Sehr gelungen finde ich auch diesen Artikel von ithelps, der die PageSpeed Insights im Detail erklärt und Dir auch zeigt, welche konkreten Verbesserungen für Deine Website Du aus den teils kryptischen Meldungen im Tool ableiten kannst.

Die Darstellung der Google PageSpeed Insights im Buch ist meiner Ansicht nach unsauber und trägt damit zur Angst vor technischen Optimierungen bei, die ich bei meinen Kund:innen oft beobachte.

Eine ungeklärte Frage

Abschließend noch ein Punkt, der überhaupt keine Rolle für den Inhalt spielt, aber mich trotzdem ins Grübeln versetzt hat: Im Buch wird durchgehend gegendert. Im Titel aber steht das generische Maskulinum: Einsteiger. Ausgerechnet an der Stelle, die am präsentesten ist. Ich empfinde das als Stilbruch. Aber ich gestehe, dass ich bei solchen Dingen ziemlich pedantisch bin. 😃

Fazit: Trotz einiger Schwächen ein guter Einstiegspunkt für Anfänger:innen

Meine inhaltliche Kritik war recht ausschweifend, deshalb möchte ich sie abschließend noch mal in ein Verhältnis setzen: Die von mir bemoserten Teile umfassen insgesamt ungefähr sieben Seiten. Von 356. Der mit Abstand größte Part von „Bloggen für Einsteiger“ ist voller guter und vor allem auch für Lai:innen verständlicher Impulse, Ideen und Anleitungen.

Wenn Du einen kurzweiligen Einstieg in das Bloggen suchst und Dir wünschst, bei Deinen ersten Schritten empathisch an die Hand genommen zu werden, ist Yvonne Kraus‘ Buch auf insgesamt eine gute Wahl.

Jane von Klee

Jane von Klee

ist Spezialistin für Human SEO: Suchmaschinenoptimierung von Menschen für Menschen. Ihre Methode ist speziell für Selbstständige konzipiert:

  •  So effizient und zeitsparend wie möglich,
  •  mit Fokus auf empathische, an den Bedürfnissen der Leser:innen ausgerichtete Texte,
  •  mit Raum für individuelle und kreative Lösungen.

6 Kommentare

  1. Jessica

    Hallo Jane,

    gibt es auch dieses Buch bei dir oder in einem Buchladen zu kaufen?

    Liebe Grüße

    Antworten
    • Jane von Klee

      Hei Jessica,

      ich vertreibe das Buch selbst nicht, aber Du kannst es in jedem Buchladen bestellen oder online über den Verlag kaufen. 🙂

      Liebe Grüße

      Jane

      Antworten
  2. Mack

    Eignet sich das Buch auch für erfahrenere Blogger, die schon länger darin tätig sind und vor allem an Content-Websites arbeiten (weniger Blogs direkt, aber durchaus mit WP usw.), um Basiswissen aufzufrischen und sich vielleicht sogar Neues einzuholen oder lohnt es sich dafür gar nicht?

    Antworten
    • Jane von Klee

      Hei Mack, zum Auffrischen von Basiswissen ist es auf jeden Fall gut. Ob Du noch Neues lernen kannst, hängt von Deinem aktuellen Wissensstand an. Ich selbst konnte nichts Neues mitnehmen und fand, der Titel ist schon auch Programm. 🙂

      Antworten
  3. Rike

    Hi Jane
    bzgl. Deines Punkts zum Gendern wollte ich kurz anmerken, dass Yvonne Kraus in einem ihrer Kurse einmal erwähnte, bzgl. des Titels einen harten Kampf mit dem Verlag ausgefochtenzu haben, sich – soweit ich weiß – am Ende aber geschlagen geben musste.
    So ist das mit Verlagen. Wenn’s um den Titel oder das Cover geht, ist das ihr Hoheitsgebiet. Wenn Yvonne gekonnt hätte, wie sie gewollt hat, wäre der Titel mit Sicherheit gegendert erschienen.

    Antworten
    • Jane von Klee

      Danke für die Ergänzung! 🙂

      Antworten

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