Hast Du manchmal diese fiesen “Ich muss erst noch …”-Gedanken?
“Ich muss erst meine Positionierung klarer formulieren, bevor ich einen Blog starten kann?”
“Ich muss noch diesen Post fertig machen, bevor ich Feierabend mache?”
“Ich muss erst meine Website fertig machen, bevor ich über mein Angebot sprechen kann?”
Ich hatte die lange selbst und höre sie auch unheimlich oft von meinen Kund:innen. Deshalb möchte ich heute besonders den letzten in der Reihe mal ein bisschen einfangen. Denn: Nein, musst Du nicht.
„Ich kann nicht zu diesem Netzwerk-Event gehen“, sagte im April eine ganz frisch selbstständige Freundin zu mir. „Ich habe noch keine Website.“
“Uff”, dachte ich und erinnerte mich spontan daran, wie es bei mir direkt nach der Gründung war. Wie ich als erste Amtshandlung für Geld, das ich noch nicht eingenommen hatte, ein professionelles Brand Design erstellen ließ. Inklusive Briefpapier, von dem ich nie auch nur einen einzigen Bogen verwenden sollte. Wie viel Geld und Zeit ich da vergeudet habe, mit Dingen, die die Sahnehaube waren, statt überhaupt erstmal einen Cupcake zu backen.
Übrigens betrachte nicht nur ich das rückblickend so. Vor etwa zwei Wochen habe ich bei Tanja Lenke, Gründerin von she-preneur einen Post auf LinkedIn gesehen (hier in Auszügen).
Also lautete meine Antwort an meine Freundin: „Du brauchst keine Website, um zu verkaufen. Und erst recht nicht, um Kontakte zu knüpfen.“
Nun ist es ja so: Mein gesamtes Geschäftsmodell beruht darauf, dass Selbstständige eine Website aufbauen wollen, die bei Google gefunden wird und verkauft. Wenn also ausgerechnet ich so eine Aussage treffe, kannst Du davon ausgehen: Es wird etwas dran sein.
Website vs. der Rest vom Marketingkuchen
Natürlich ist eine gut funktionierende Website klasse: Sie macht Dich unabhängig von Empfehlungen und Drittplattformen wie Instagram, LinkedIn oder auch Etsy. Sie arbeitet auch dann für Dich, wenn Du schläfst, Urlaub machst oder krank bist. Und sie spart Dir Zeit, indem sie Dir konstant Reichweite bringt, die wichtigsten Fragen Deiner Kund:innen beantwortet und unpassende Anfragen gleich herausfiltert.
Aber:
Es gibt viele Wege, Geld zu verdienen und die Website ist nur einer davon.
Hier einige Beispiele, wie und wo Du überall verkaufen kannst:
- Im persönlichen Gespräch mit einzelnen Menschen
- Durch gezieltes Netzwerken
- Über Empfehlungen
- Auf Social Media
- Über den Newsletter
- Über Plattformen wie Etsy, Amazon …
- Über einen Podcast oder YouTube-Kanal
- Durch Flyer
- Durch Kaltakquise (wenn Du die rechtlichen Voraussetzungen dafür erfüllst)
- Durch Verkaufsaktionen (Webinare, Schnuppernachmittage …)
- Durch Präsenz auf Messen oder anderen Veranstaltungen Deiner Branche
- Durch Schaufenster und Laufkundschaft, falls Du offline arbeitest und einen Laden hast
Keine dieser Möglichkeiten ist per se besser oder schlechter als die andere. Alle haben Vor- und Nachteile.
Dabei gilt ganz generell:
Wenn Du nicht an eine Person verkaufen kannst, kannst Du auch nicht an 100 oder 1.000 Personen verkaufen.
Besonders, wenn Du mit Deiner Selbstständigkeit gerade frisch startest oder ein neues Angebot konzipierst, ist es oft leichter, schneller und sicherer, an einzelne Personen im direkten Gespräch zu verkaufen. So stellst Du sicher, dass Dein Angebot gefragt ist und Deine Kund:innen den Nutzen verstehen.
Kleine Anekdote dazu: Vor fast zwei Jahren kam mir die Idee zu meinem VIP-Tag. Statt mehrere Stunden Arbeit in eine neue Angebotsseite zu stecken, habe ich ihn erstmal nur in Kennenlerngesprächen und später ab und zu in meinen Instagram-Storys erwähnt. Das hat gereicht, um ihn zu verkaufen. Jetzt arbeite ich hinter den Kulissen daran, ihn auf der Website auch offiziell sichtbar zu machen – mit der schönen Gewissheit, dass sich das lohnt.
Mit dem starten, was da ist: Potenzielle Kund:innen können überall sein
Meine allererste Kundin überhaupt habe ich ebenfalls im Gespräch gewonnen. Ich war bei einem Familien-Fotoshooting, habe zwischendurch mein Baby gefüttert und mich währenddessen mit der Fotografin unterhalten. Ich habe einfach locker erzählt, was ich vorhabe. Sie brauchte genau das – und gab mir am nächsten Tag den Auftrag. Zu dem Zeitpunkt gab es mein Business online noch überhaupt nicht.
Auch mit dieser Erfahrung bin ich nicht allein – in diesem Interview erzählt zum Beispiel Katrin Hill von ihren Anfängen.
Heute verdiene ich das meiste durch meinen Newsletter – der aber oft an andere Stellen weiterführt. Die Frage ist also auch: Wie sieht mein Funnel aus? Was poste ich wann wo? Es braucht einen Plan, der zu Dir, Deiner Branche, Deinem Business und seinen Besonderheiten passt. Der darf eine Website enthalten, muss aber nicht. Und vor allem darf er sich Schritt für Schritt weiterentwickeln.
Damit will ich sagen: Starte, mit dem, was schon da ist. Niemand hat von Anfang an alles perfekt sortiert. Und kein:e Soloselbstständige:r schafft es ohne Unterstützung, von jetzt auf gleich eine supergute Website zu bauen, einen YouTube-Kanal zu starten, einen Podcast zu bespielen, sich in Ads einzuarbeiten und nebenbei täglich auf Instagram, LinkedIn und Pinterest zu posten. Chill! Eins nach dem anderen, alles zu seiner Zeit.
Wenn Du unsicher bist, wie Du mit Deinem Business am besten sichtbar sein und verkaufen sollst und Dir Unterstützung dabei wünschst, Dein Marketing strategisch zu planen, komm gerne zu meiner neuen Live-Masterclass:
Fazit: Du brauchst keine Website, um zu verkaufen
Eine Website ist super als Hauptquartier Deines Marketings: Alle Fäden laufen dort zusammen. Sie schafft Vertrauen und zeigt, dass Dein Business ernst zu nehmen ist. Mittelfristig ist es auf jeden Fall sinnvoll, eine gut durchdachte Website zu haben.
Aber: Bis sie richtig aufgesetzt, betextet und für Suchmaschinen optimiert ist, regelmäßig Interessent:innen anzieht und verlässlich für Dich arbeitet, braucht es ein paar Monate Zeit. Wenn Du in dieser Zeit nichts verkaufst, wird es finanziell schnell eng. Das ist der erste Grund, warum ich empfehle, sofort schamlos mit dem Verkaufen anzufangen, auch wenn Deine Website gerade noch nicht fertig oder nicht mehr aktuell ist.
Der zweite: Wenn Dein Angebot generell nicht gefragt ist, nicht genau zu den Bedürfnissen Deiner Kund:innen passt oder Du den Nutzen nicht verständlich erklären kannst, wird Deine Website den Karren nicht aus dem Dreck ziehen. Es ist deshalb sinnvoll, Angebote vorher schon mal zu testen. Alles, was in kleinem Rahmen gut läuft, kannst Du dann auf Deine Website übertragen.
Also: Bitte halt Dich nicht zurück, wenn eine Gelegenheit günstig ist. Verkaufen kannst Du jederzeit, wenn Du sprechen oder schreiben kannst und die interessierte Aufmerksamkeit auch nur einer einzigen Person hast. Du brauchst keinen perfekt ausformulierten Pitch dafür, keine Website, keinen duchgestylten Insta-Feed, keine 500 Newsletter-Abonnent:innen oder woran Du das sonst festmachen möchtest. Starte mit dem, was da ist, ergreife Chancen – und der Rest wächst dann mit der Zeit. 💪
Jane von Klee
ist Spezialistin für Human SEO: Suchmaschinenoptimierung von Menschen für Menschen. Ihre Methode ist speziell für Selbstständige konzipiert:
- So effizient und zeitsparend wie möglich,
- mit Fokus auf empathische, an den Bedürfnissen der Leser:innen ausgerichtete Texte,
- mit Raum für individuelle und kreative Lösungen.
Ich liebe deine Beiträge. Irgendwie steht da immer genau das, was ich gerade brauche. Da anfangen, wo man gerade ist. So habe ich z.b. festgestellt, dass ich alle Leserinnen meines Buches persönlich kenne. Jetzt mache ich auch persönlich Werbung bei allen, die mich kennen und das funktioniert. Hätte ich einfach dort Zeit reingesteckt anstatt in instagram, wäre ich viel weiter.
Was nicht heißt, dass ich deine seo Tipps nicht umsetzen.
Liebe Grüße
Susan (sorry nochmal, dass ich deinen Namen auf der lbm englisch ausgesprochen habe. Ich sollte wissen, dass Namen, die englisch aussehen, anders ausgesprochen werden)
Das ist eine superwertvolle Erkenntnis! Ich finde also nicht, dass die Zeit auf Instagram völlig umsonst war. Du weißt jetzt einfach besser, was für Dich funktioniert und kannst Deine Prioritäten entsprechend setzen. 🙂
(Und meinen Namen höre ich gefühlt dreimal täglich auf Englisch – das stört mich echt wenig. Alles gut also!)
Oh ja, das war auch bei mir die erste Erkenntnis: Einen neuen Blog liest niemand! Also kein Stress…
Das Ich-bin-noch-nicht-so-weit-Gefühl kenne ich auch sehr gut. Wobei ich tatsächlich *noch* kein Angebot habe, das ich verkaufen kann – daran arbeite ich noch. Was das angeht, bin ich tatsächlich noch nicht so weit. Alles andere ist in Arbeit – und mal sehen, ob ich dann wieder in diese Falle tappe, oder tatsächlich gleich loslege, auch wenn noch nicht alles andere perfekt ist.
Liebe Grüße!
Meiner Erfahrung nach tauchen diese Gedanken immer mal wieder auf – nur manchmal in anderem Gewand. Ich drücke auf jeden Fall die Daumen, dass Du sie erkennst, wenn die Zeit da ist, und sie dann schnell zur Seite schieben kannst!